
Muslimische Stipendiaten als Zielscheibe von Islamophobie
Nada Knani und ihre Mit-Stipendiaten hatten sich gut vorbereitet. Vor dem digitalen Treffen mit dem CDU-Politiker Norbert Röttgen bearbeiteten die Studentinnen und Studenten in Kleingruppen ihre Themen: Umweltpolitik, die CDU nach der Ära Merkel, die Bewältigung der Corona-Krise – sie hatten viele Fragen.
Was die Stipendiaten des muslimischen, vom deutschen Staat geförderten Avicenna-Studienwerks nicht erwartet hatten, war, dass sie nach ihrem Gespräch im Internet angefeindet würden, dass Hass und Hetze über ihnen ausgeschüttet würden. Was war passiert? Norbert Röttgen hatte ein Bild des digitalen Treffens mit den Studierenden in den sozialen Netzwerken gepostet. Auf dem Bild waren 25 junge Menschen zu sehen, einige Frauen trugen Kopftuch.
"Nachdem es einmal angefangen hatte, wussten wir, dass es nicht mehr aufhört", erzählt Nada Knani der Deutschen Welle am Telefon. Die 22-jährige Stipendiatin hatte das Treffen mit Röttgen am 7. Februar 2021 vorbereitet. "Es kamen dann immer mehr Kommentare, viele waren voller Hass. So etwas wird in rechten Gruppen geteilt, dort verabredet man sich. Das war ein Inferno."
Knani und ihre Kommilitonen bitten Röttgen daraufhin, die Namen der Stipendiaten im Bild unkenntlich zu machen. Röttgen löscht daraufhin Posts, die auf die Identität der Stipendiaten schließen lassen. "Es ist unglaublich, mit welchem Hass junge Menschen aufgrund ihres Glaubens überzogen werden", schreibt er. "Ich fand unser Gespräch sehr bereichernd und empfehle jedem den Austausch!"
Ich habe meine gestrigen Tweets gelöscht, um die Identität der Stipendiatinnen & Stipendiaten zu schützen. Es ist unglaublich, mit welchem Hass junge Menschen aufgrund ihres Glaubens überzogen werden. Ich fand unser Gespräch sehr bereichernd & empfehle jedem den Austausch! pic.twitter.com/crPqPs3Bdr
— Norbert Röttgen (@n_roettgen) February 8, 2021
Doch Hass und Häme fließen weiter. Für manche reicht schon das Tragen eines Kopftuches, um nicht länger als Mensch betrachtet zu werden. Bei Nada Knani und vielen ihrer Kommilitoninnen bleibt das ungute Gefühl: "Egal was man erreicht, wie viel man investiert in seine Bildung, in seine Karriere: Man wird darauf reduziert, Muslimin zu sei. Man ist nur die Frau mit Kopftuch." Man werde gebrandmarkt und nicht mehr als Individuum betrachtet, so Knani.