Anti-Regierungsproteste in Algerien gehen in die 40. Woche

Erneut sind am vergangenen Freitag Tausende Algerier auf die Straße gegangen, um gegen die Regierung und die geplanten Neuwahlen in dem maghrebinischen Land zu protestieren. Ein Großteil der Demonstranten befürchtet, dass die Präsidentschaftswahlen im nächsten Monat  manipuliert werden könnten. "Keine Wahl am 12. Dezember!" und "Nichts wird uns aufhalten!" waren die gängigen Slogans, die in der Hauptstadt Algier auf den Straßen zu hören waren. Die Forderungen der Demonstranten beinhalten ferner den Abgang des amtierenden Übergangspräsidenten Abdelkader Bensalah und des mächtigen Armeechefs General Ahmed Gaid Salah.

Protestveranstalter schätzen, dass am vergangenen Freitag rund Zehntausend Menschen an den Demonstrationen in der algerischen Hauptstadt teilnahmen. Obwohl der langjährige ehemalige Präsident Abdelaziz Bouteflika im vergangenen April durch die Proteste zum Rücktritt gezwungen wurde, ist die Skepsis gegenüber der Regierung nach wie vor groß. Die Demonstranten glauben nicht, dass die derzeitigen Machthaber aufgrund ihrer früheren Verbindungen zu dem greisen 82-jährigen Bouteflika eine demokratische Wahl gewährleisten werden.

Die Demonstration vom Freitag wurde begleitet von einem Meer aus Ballonen, Plakaten und Bannern, die sich rund zwei Kilometer lang auf einer der zentralen Straßen Algiers erstreckte. Auch in anderen großen Städten des Landes gingen Tausende von Demonstranten auf die Straße, darunter Oran, Constantine und Setif.

Die Demonstranten kommen aus sämtlichen Teilen der Gesellschaft - darunter Studenten, Ärzte und Lehrer. Sie eint die Forderung nach transparenten, fairen Wahlen, um eine neue politische Führung zu bestimmen. Sie lehnen die Wahl ab, da sie von der derzeitigen Führung organisiert wird, die sie als korrupt empfinden. Die Demonstranten fordern auch, dass vor einem Wahlgang neue demokratische Institutionen geschaffen werden müssen. Derzeit gelten zwei ehemalige Premierminister, Ali Benflis und Abdelmadjid Tebboune, als Favoriten unter insgesamt fünf Kandidaten, die für die Präsidentschaftswahlen am 12. Dezember zugelassen wurden.

Unterdessen wurde Fouad Ouicher, Generalsekretär einer namhaften Jugendbewegung, die die Proteste in Algerien anführt, angeklagt, die nationale Einheit Algeriens zu untergraben, erklärte sein Anwalt am Sonntag. Neben der Beeinträchtigung der nationalen Einheit wird Ouicher vorgeworfen, unbefugt an Kundgebungen teilgenommen zu haben, und zwar auf der Grundlage von Bildern, die er mit seinem Mobiltelefon aufgenommen und in sozialen Medien verbreitet haben soll. (AP/AFP)