Israels Präsident dankt Marokko für Schutz jüdischer Bürger im Zweiten Weltkrieg

Jerusalem. Israels Staatspräsident Isaac Herzog hat Marokko zwei Jahre nach der Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden Staaten für den Schutz vom Holocaust bedrohter Juden während des Zweiten Weltkriegs gedankt. In einem auf den 22. Dezember datierten Brief, der der Nachrichtenagentur AFP vorliegt, schrieb Herzog dem marokkanischen König Mohammed VI., dessen Vorgänger Mohammed V. habe "seinen jüdischen Untertanen einen sicheren Zufluchtsort" geboten. Dafür sei der König als "Beschützer und Hüter der Juden" in Erinnerung geblieben.



Nach Angaben des israelischen Präsidialbüros markiert Herzogs Brief das erste Mal, dass ein offizieller Vertreter Israels den Schutz jüdischer Menschen durch Marokko während des Holocausts würdigt. Das Schreiben sei mit dem israelischen Außenministerium und der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem abgestimmt.



Mohammed V. - der von 1927 bis 1961 zunächst als Sultan und später als König Marokko regierte - weigerte sich während des Zweiten Weltkriegs, die während des Zweiten Weltkriegs von der pro-deutschen Vichy-Regierung Frankreichs erlassenen antijüdischen Gesetze anzuwenden.



Israels Präsident Herzog lobte zudem Maßnahmen des seit 1999 regierenden Königs Mohammed VI. zur Unterstützung der jüdischen Gemeinde im Land. Unter anderem hob Herzog die Entscheidung hervor, in marokkanischen Schulen den Holocaust zum Lernstoff zu machen.



Ein solcher Schritt würde nicht nur "das Engagement Ihres Volkes für Toleranz und Verständnis vertiefen, sondern auch eine starke Botschaft über diese wesentlichen Werte an Länder vom Atlantik bis zum Golf senden", schrieb Herzog.



Marokko hatte sämtliche Beziehungen zu Israel im Jahr 2000 nach dem Ausbruch der zweiten palästinensischen Intifada abgebrochen. Im Dezember 2020 normalisierten beide Länder dann aber erstmals die Beziehungen zueinander, nachdem Israel und die Golfstaaten Vereinigte Arabische Emirate und Bahrain im selben Jahr ähnliche Abkommen geschlossen hatten.



In Marokko gibt es seit der Antike eine jüdische Gemeinde. Im 15. Jahrhundert wuchs diese infolge der Vertreibung jüdischer Menschen aus Spanien erheblich an. Bis in die 1940er Jahre stieg die Zahl der Juden in Marokko auf 250.000, was damals einem Zehntel der Bevölkerung des Landes entsprach. Nach der Gründung Israels im Jahr 1948 wanderten jedoch zahlreiche jüdische Bürger aus Marokko aus.



Heute wird die jüdische Gemeinde im Königreich auf etwa 3000 Personen geschätzt und ist somit die größte in Nordafrika. Zudem geben etwa 700.000 Israelis geben an, marokkanischer Abstammung zu sein und pflegen enge Beziehungen zu ihrem Herkunftsland. (AFP)