Erneut gewaltsame Zusammenstöße nach Regierungsbildung im Libanon

Bei den nächtlichen Demonstrationen im Libanon sind nach Angaben des Roten Kreuzes mindestens 86 Menschen verletzt worden. 14 Personen seien in Krankenhäuser eingeliefert worden, teilte das libanesische Rote Kreuz am Donnerstag mit. Am Mittwochabend war es nach der Bildung einer neuen Regierung erneut zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften in Beirut gekommen.

Dutzende Menschen warfen Augenzeugenberichten zufolge am Mittwochabend Steine und Feuerwerkskörper auf Sicherheitskräfte. Diese setzten Tränengas ein und verfolgten die Demonstranten durch Teile des Stadtzentrums. Schaufenster von Banken, Juwelieren und Kleidungsgeschäften wurden eingeschlagen.

Im Libanon kommt es seit Mitte Oktober immer wieder zu landesweiten Protesten gegen die Regierung. In den vergangenen Wochen hatten sich diese nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Saad Hariri vorübergehend beruhigt. Am vergangenen Wochenende flammten sie wieder auf und setzten sich auch fort, nachdem am Mittwoch das neue Kabinett von Hariris Nachfolger Hassan Diab erstmals zusammengetreten war.

Die Proteste im Land waren zunächst weitgehend friedlich verlaufen. Wegen Straßenblockaden und brennender Barrikaden war das öffentliche Leben aber teilweise zum Erliegen gekommen. Schulen, Banken und zahlreiche Geschäfte blieben geschlossen. Über das Wochenende nahm die Gewalt dann zu, in Beirut wurden bei Protesten mehr als 460 Menschen verletzt, darunter mehr als 140 Polizisten.

Diab sagte am Mittwoch laut einer Mitteilung, das Land befinde sich in einer «finanziellen, wirtschaftlichen und sozialen Sackgasse». Die Stabilität des Libanon habe Vorrang. Das Land ist hoch verschuldet und leidet wegen der monatelangen Proteste unter der schwersten Krise seit Jahrzehnten. (dpa)