Deutscher General in Afghanistan: Chance für Frieden nutzen

Fast zwei Jahrzehnte nach Beginn des Militäreinsatzes in Afghanistan hofft der Kommandeur des deutschen Einsatzkontingents, Jürgen Brötz, dass die Konfliktparteien im Land die Chance für Friedensgespräche ergreifen. «Das Wichtigste ist erstmal, dass verhandelt wird und diese Voraussetzungen geschaffen werden», sagte Brigadegeneral Brötz der Deutschen Presse Agentur. «Wir werden von außen keine Lösung herbeiführen. Wir können diese nur unterstützen», sagte der 57-Jährige mit Blick auf Verhandlungen zwischen der

afghanischen Regierung und den militant-islamistischen Taliban.



Seit Monaten dringen die Regierung in Kabul und internationale Akteure auf einen Beginn der geplanten Friedensgespräche. Eine dreitägige Waffenruhe zum derzeitigen islamischen Opferfest macht neue Hoffnung.



«Es kann ein langer Verhandlungsmarathon werden», sagte Brötz, der seit fast einem Jahr Nato-Kommandeur in Nordafghanistan ist. «Aber er kann auf der Zeitachse hoffentlich auch dazu führen, dass vernünftig miteinander umgegangen wird und dies letztendlich auch zu einer tatsächlichen Befriedung dieses Landes führt.»

Den Nato-Ausbildungseinsatz «Resolute Support» wertet Brötz als Erfolg. «Wir können mit Fug und Recht sagen, dass unser Beitrag hier sowohl militärisch, aber insbesondere auch von der Gesellschaft und von deren Vertretern hoch geschätzt wird», so Brötz. Wie lange der Einsatz noch dauert, sei unklar. «Ich glaube, wir sind an einem Punkt angekommen, wo die afghanischen Sicherheitskräfte eigenständig agieren», sagt Brötz, der in Masar-e Scharif stationiert ist.



Während die USA nach einem Abkommen mit den aufständischen Taliban Ende Februar schrittweise ihre Truppen reduzieren, blickt auch General Brötz kurz vor seinem Kommandowechsel Ende August in die Zukunft: «Irgendwann müssen wir auch den Schritt nach hinten antreten. Einen Schritt zurück von der Lagekarte, weil es dann auch

an der Zeit ist, dass die Afghanen, die Regierung, die Gesellschaft dieses Problem aus eigener Kraft maßgeblich lösen muss.»



Doch auch wenn es zum Frieden kommen sollte, steht Afghanistan vor großen Herausforderungen. «Es ist unumgänglich, dass am Ende eine gewisse Integration der Taliban in die Zivilgesellschaft, aber vor allem auch ins Berufsleben erfolgen muss. Denn von irgendwas müssen die Taliban am Ende des Tages leben.» (dpa)