Christen im Nahen Osten unter Druck: Forderungen nach mehr Einsatz für Religionsfreiheit

Bonn. Zum Stephanustag am zweiten Weihnachtsfeiertag fordern Kirche und Politik mehr Einsatz für Religionsfreiheit. Allein die Situation der Menschenrechte in China, im Iran oder in Pakistan sei "eine Herkulesaufgabe für die internationale Gemeinschaft", sagte der Vorsitzende des Stephanuskreises der Unionsfraktion, Heribert Hirte (CDU). "Damit darf sich die europäische Außenpolitik angesichts der Situation vieler verfolgter Christen in der Welt und all der anderen bedrängten religiösen Gruppen nicht zufriedengeben. Wir müssen mehr einfordern, ansonsten verliert der diplomatische Dialog seinen Zweck."

Im Namen der Gruppierung von Unions-Bundestagsabgeordneten, die sich für Toleranz und Religionsfreiheit einsetzt und sich um die Situation verfolgter Christen in aller Welt kümmert, nahm Hirte auch die Zivilgesellschaft in die Pflicht. "Die Einhaltung der Menschenrechte muss im Mittelpunkt wirtschaftlicher Kooperationen stehen", forderte der CDU-Politiker.

Der Beauftragte der Unionsfraktion für Kirchen und Religionsgemeinschaften, Hermann Gröhe (CDU), verwies darauf, dass dort, wo Christen verfolgt werden, meist auch Frauen diskriminiert oder die Meinungsfreiheit eingeschränkt würden. "Häufig verbinden sich Einschränkungen der Religionsfreiheit mit bedrohlichem Antisemitismus", warnte Gröhe. Es bleibe dringend geboten, dass Deutschland sich für die Religions- und Weltanschauungsfreiheit einsetze und diese gegenüber anderen Staaten einfordere.

Zuvor hatten anlässlich des "Gebetstags für verfolgte und bedrängte Christen" am Stephanustag bereits die katholischen Bischöfe in Deutschland zur Solidarität mit verfolgten Christen weltweit aufgerufen. "In vielen Regionen der Welt können Christen ihren Glauben nicht frei ausüben. Sie werden diskriminiert, bedroht, verfolgt und sogar ermordet", erklärte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick. Am 26. Dezember feiert die katholische Kirche das Fest des heiligen Stephanus, des ersten christlichen Märtyrers.

Der Präsident des internationalen katholischen Missionswerks missio München, Wolfgang Huber, hatte zum Gedenktag an das Schicksal der vertriebenen Christen im Irak erinnert. An die Staatengemeinschaft appellierte er, diese nicht zu vergessen. Das Kalifat des Islamischen Staats (IS) im Irak sei zwar vor drei Jahren beendet worden. Dennoch bleibe die Lage der Christen besorgniserregend: "Sie werden noch immer bedroht, Zehntausende sind heimatlos." Beunruhigend sei, dass sich der IS im Untergrund neu formiert habe und sein Einfluss in dem politisch und wirtschaftlich instabilen Land wieder wachse.

Tausende Christen fristen zudem ihr Dasein als Binnenflüchtlinge oder in Camps im Libanon. Umso mehr begrüßte Huber, dass Papst Franziskus im März kommenden Jahres in den Irak reisen wolle. "Der Besuch des Papstes bringt den Christen im Land Hoffnung und setzt ein wichtiges Zeichen nicht nur für den Dialog mit dem Islam, sondern auch für den Frieden in der Region." (KNA)

 

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