Immer neue Diskussionen über Religion und Staat in Frankreich

Ein Streit um die Finanzierung einer Straßburger Großmoschee hat für einen Strudel gesorgt, der plötzlich auch das 200 Jahre alte Abkommen von Staat und Kirchen in Elsass-Lothringen bedroht. Die Bischöfe sind alarmiert.

Paris (KNA) Mit wohl rund 6 Millionen sind Muslime unter den 67,4 Millionen Bürgern Frankreichs die zweitgrößte Religionsgemeinschaft nach dem Christentum. Angaben zur genauen Zahl variieren. Viele Muslime sind Einwanderer aus den ehemaligen französischen Kolonien in Nordafrika, etwa Algerien, Marokko und Tunesien. Als Zentren des Islam gelten in Frankreich unter anderem die Vorstädte von Paris sowie Lyon, Straßburg und Marseille.



Vertreten werden die französischen Muslime unter anderem durch den 2003 gegründeten islamischen Dachverband "Conseil francais du culte musulman" (CFCM). Der CFCM wirkt unter anderem beim Moscheebau mit und ist zuständig für die Einsetzung der Muftis von Paris und Marseille. Außerdem legt er die Fastentage im Monat Ramadan fest. Zuletzt verlangte die Regierung in Paris die Ausarbeitung einer Charta der Prinzipien für den Islam in Frankreich. Dieser Schritt zielt auf ein einklagbares Bekenntnis zu den Werten der Französischen Republik.



Aufgrund der strikten laizistischen Trennung von Kirche und Staat in Frankreich ist das Tragen von Kopftüchern an staatlichen Behörden, Schulen und Universitäten verboten. Seit 2011 ist auch eine Vollverschleierung in der Öffentlichkeit untersagt; sie wird mit 150 Euro Bußgeld geahndet. Zudem können Frauen, die auf öffentlichen Plätzen den islamischen Ganzkörperschleier tragen, zu einem Kurs in Staatsbürgerkunde verurteilt werden.



Nicht nur religiöse Kleidervorschriften, auch islamische Speiseregeln sorgen in Frankreich immer wieder für hitzige Debatten. Bei Wertediskussionen zu Familie und Sexualität zeigen sich allerdings manchmal auch gemeinsame Nenner von Muslimen und konservativen Christen im Land, etwa im Protest gegen die "Homo-Ehe" 2013.