Kleider- und Haarvorschriften in den Religionen

Die Heiligen Schriften der Weltreligionen sagen erstaunlich wenig über konkrete Kleider- und Haarvorschriften. Dennoch haben Religionsführer durch Interpretation einiges Schwarz-Buntes daraus gemacht. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) zählt einige Praktiken auf.

Islam



Eine eher unspezifische Stelle im Koran bedeutet den Frauen, ihre Reize nicht öffentlich zur Schau zu stellen. Das führt zu regional und graduell sehr unterschiedlichen Ausprägungen des Haarschleiers: vom modischen Seidentuch bis zur Ganzkörperverhüllung durch Burka oder Nikab. Traditionell orientierte Männer tragen Bart und langes Gewand - auch wenn der Koran dies nicht nahelegt.



Judentum



Das Scheitelkäppchen, die Kippa, ist für Männer in der Synagoge Pflicht - die freilich in den heiligen Schriften noch nicht fixiert ist. Die prägnanten Schläfenlocken beziehen sich auf eine Vorschrift aus dem Buch Levitikus, nach der das Haupthaar nicht gänzlich abzuschneiden ist. Strenggläubige Männer tragen Bart, einen schwarzen Hut, schwarzen Rock und schwarze Hose, beim Gebet einen weißen Mantel; strenggläubige Frauen hoch geschlossene Kleider und Perücke.



Christentum



Christen haben keine allgemeine Kleiderpflichten; eher Konventionen für bestimmte Anlässe. Männer nehmen in der Kirche die Kopfbedeckung ab; die Vorschrift zur Kopfbedeckung für Frauen ist außer Gebrauch gekommen. Die Messgewänder der Geistlichen sind je nach Konfession sehr verschieden, im Katholizismus zudem nach dem Kirchenjahr farbig differenziert. Einheitliche Ordensgewänder stehen in der Regel für Einfachheit und Gemeinschaft.



Sikhismus



Der Sikhismus, ursprünglich im Norden des indischen Subkontinents beheimatet, verehrt - anders als der polytheistische Hinduismus - nur einen (gestaltlosen) Schöpfergott. Sikhs dürfen ihre Haare nicht schneiden und verbergen sie ab der Adoleszenz unter einem großen Turban.



Mormonen



Mormonen kleiden sich konservativ und gepflegt: Anzug, Rock, Bluse. Darunter, unsichtbar, das sogenannte Tempelgewand; eine überlange Unterwäsche, die nur in Ausnahmefällen ausgezogen wird, etwa zum Baden. Seit kurzem dürfen Mormonen-Missionarinnen auch Hosen tragen.



Amische



Die protestantische Täuferbewegung aus den USA kleidet sich noch wie in der Gründerzeit im 17. Jahrhundert, dabei immer einfach und möglichst unauffällig. Statt möglicherweise modischen Knöpfen dienen Haken und Ösen, statt Gürtel Hosenträger. Frauen tragen flache Schuhe; verheiratete Männer haben Bartpflicht. (KNA)