Hunderte protestieren in Syrien wegen schlechter Lebensbedingungen

Beirut. Im Süden Syriens sind bei Protesten gegen schlechte Lebensbedingungen in den von der Regierung kontrollierten Gebieten hunderte Menschen auf die Straße gegangen. Das örtliche Nachrichtenportal Suwayda24 veröffentlichte am Montag Videos, die hunderte Demonstranten mit Bannern zeigten. In den vergangenen Tagen kam es im Süden des Landes zu vermehrten Protesten, nachdem die Regierung Subventionen für Treibstoff aufgehoben hatte.



Die Abschaffung der staatlichen Zuschüsse trifft viele Syrer hart, insbesondere angesichts einer von zwölf Jahren Krieg gezeichneten wirtschaftlichen Lage. In den Videos skandierten die Demonstranten "Freiheit" oder "Lang lebe Syrien, nieder mit (Präsident) Baschar al-Assad".



Die Proteste folgten auf einen Streik am Sonntag wegen der sich verschlechternden Lebensbedingungen und Preissprünge in der Region Suweida, die das Kernland der syrischen Drusen-Minderheit darstellt. Suwayda24 bezeichnete den Streik am Sonntag als "beispiellos" seit Beginn des Bürgerkriegs im Jahr 2011. Regierungsbüros in der Provinz seien geschlossen worden.



Auch in Dscharamana, einem Vorort der Hauptstadt Damaskus, versammelten sich laut dem Bericht eines Augenzeugen Menschen in den vergangenen Tagen, um gegen wiederkehrende Stromausfälle zu protestieren. Nach Angaben der in Großbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte demonstrierten am Samstag zudem dutzende Menschen in der südsyrischen Provinz Daraa und forderten Assads Abtritt.



In Daraa hatten vor dem Beginn des Bürgerkriegs die Proteste gegen die Assad-Regierung begonnen. Im Jahr 2018 kam das Gebiet im Rahmen eines vom mit Assad verbündeten Russland unterstützten Waffenstillstandsabkommens wieder unter die Kontrolle des Regimes. Die Lebensbedingungen verschlechterten sich seither auch hier.



Der Bürgerkrieg in Syrien hatte 2011 mit der Niederschlagung friedlicher Proteste begonnen. Er entwickelte sich zu einem Konflikt mit enormer Tragweite und unter Beteiligung anderer Staaten und dschihadistischer Milizen. Mehr als eine Million Menschen wurden getötet, mehrere Millionen vertrieben.



Mit Unterstützung Russlands und des Iran konnte Damaskus im Verlauf des Konflikts einen Großteil seines Territoriums von Rebellen zurückerobern.



Selbst in Regierungshochburgen wie der Region Suweida war es jedoch im Lauf der Jahre immer wieder zu sporadischen Protesten gekommen. Im vergangenen Dezember waren ein Demonstrant und ein Polizist getötet worden, als Sicherheitskräfte eine Demonstration in Suweida gegen die Verschlechterung der Lebensbedingungen niederschlugen. (AFP)