Palästinenser übergeben im Fall getöteter Journalistin Abu Akleh Kugel an USA

Ramallah. Im Fall der im Westjordanland getöteten Journalistin Schirin Abu Akleh hat die Palästinenserbehörde die tödliche Kugel an rechtsmedizinische Gutachter aus den USA übergeben. Der palästinensische Staatsanwalt Akram Al-Chatib teilte am Samstagabend mit, die Kugel solle von den USA begutachtet und dann an die Palästinenserbehörde zurückgegeben werden. Allerdings betonte am Sonntag ein israelischer Militärsprecher, dass sein Land die Hoheit bei der Untersuchung der Munition habe.



"Die Untersuchung wird keine amerikanische sein", sagte Militärsprecher Ran Koschaw im Armeeradio. "Das wird eine israelische Untersuchung im Beisein von US-Experten." Nun müsse auf die Ergebnisse gewartet werden. "Wenn wir sie getötet haben, werden wir die Verantwortung übernehmen."



Die palästinensische Autonomiebehörde reagierte offiziell nicht auf diese Erklärung. Einer ihrer Vertreter sagte der Nachrichtenagentur AFP aber anonym, dass die israelischen Angaben Fragen aufwürfen - unter anderem, "ob man den Amerikanern trauen" kann.



Die palästinensische Journalistin Abu Akleh war am 11. Mai erschossen worden, als sie über einen israelischen Einsatz am Rande des palästinensischen Flüchtlingslagers in Dschenin im Westjordanland berichtete, einer Hochburg bewaffneter Palästinensergruppen. Die erfahrene Journalistin des Senders Al-Dschasira, die auch die US-Staatsbürgerschaft besaß, hatte eine schusssichere Weste mit der Aufschrift "Presse" sowie einen Schutzhelm getragen.



Untersuchungen der Palästinenserbehörde und der UNO sowie Recherchen von Journalisten ergaben, dass sie durch einen Schuss des israelischen Militärs getötet wurde. Israel hatte zunächst militante Palästinenser beschuldigt, war später jedoch zurückgerudert. Eine Übergabe der Kugel an Israel hatte die Palästinenserbehörde von Beginn an abgelehnt.



Am Sonntag erlag ein 17-jähriger Palästinenser seinen Schussverletzungen, die er am Vortag bei einem Einsatz israelischer Soldaten in Dschenin erlitten hatte. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurde er im Bauch und an der Hand getroffen, als die Soldaten scharf schossen. (AFP)