Netanjahu erzürnt Katar mit Äußerungen über Vermittlerrolle in Gazakrieg

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu: (Foto: Ohad Zwigenberg/AP/dpa/picture alliance)

Doha - Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat mit kritischen Äußerungen zur Vermittlerrolle Katars im Gazakrieg den Unmut des Emirats auf sich gezogen. Das katarische Außenministerium zeigte sich am Mittwoch im Kurzbotschaftendienst X, früher Twitter, "bestürzt" über die Netanjahu von Medien zugeschriebenen Aussagen. "Sollten diese Äußerungen wirklich echt sein, dann sind sie verantwortungslos und schädlich für die Bemühungen, unschuldige Leben zu retten."


Der israelische Sender 12 hatte zuvor über Äußerungen Netanjahus bei einem Treffen mit Angehörigen der Geiseln in Gewalt der Hamas berichtet. Der Regierungschef sagte dabei laut Tonaufzeichnung, er "danke" Katar nicht für dessen Vermittlerrolle, denn das Emirat sei "noch problematischer" als die Vereinten Nationen oder das Rote Kreuz. "Ich mache mir überhaupt keine Illusionen."


Katar habe die Möglichkeit, Druck auf die islamistische Palästinenserorganisation Hamas auszuüben, sagte Netanjahu demnach. "Und warum? Weil es sie finanziert." Er sei außerdem "sehr wütend" über eine Entscheidung der USA, eine Vereinbarung für einen US-Militärstützpunkt in dem Emirat um zehn Jahre zu verlängern.


Katar spielt im Krieg zwischen Israel und der Hamas eine wichtige Vermittlerrolle. Der Golfstaat ermöglichte im November zusammen mit Ägypten und den USA eine einwöchige Feuerpause, bei der rund hundert im Gazastreifen festgehaltene Geiseln freikamen. Derzeit laufen Bemühungen für eine weitere Feuerpause.


Katar hat gute Verbindungen zur Hamas, die politische Führung der Palästinenserorganisation lebt in dem Golfstaat. Katar hat in den vergangenen Jahren zudem hunderte Millionen Dollar an Hilfen in den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen geschickt.


Der Gaza-Krieg war am 7. Oktober durch den Großangriff der Hamas auf Israel ausgelöst worden. An dem Tag waren hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Palästinenserorganisation vom Gazastreifen aus nach Israel eingedrungen und hatten Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden etwa 1200 Menschen getötet und rund 240 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.


Als Reaktion begann Israel mit massiven Angriffen auf Ziele im Gazastreifen. Nach jüngsten Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seit dem Beginn der israelischen Offensive mindestens 25.700 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet. (AfP)