Integrationsbeauftragte: Nahost-Konflikt an Schulen zum Thema machen

Berlin - Der Nahostkonflikt muss nach den Worten der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan (SPD), als Thema in den Lehrplänen von Schulen verankert sein. Lehrerinnen und Lehrer müssten "wieder mehr über die Shoa und über den Nahostkonflikt reden, das muss fester Bestandteil des Lehrplans sein", sagte die SPD-Politikerin am Mittwoch dem Magazin "Spiegel". In Integrationskursen müsse der Kampf gegen Antisemitismus ebenfalls thematisiert werden.

"Die Sicherheit Israels ist deutsche Staatsräson", betonte Alabali-Radovan. "Diesen Satz müssen wir mit Leben füllen und immer wieder klarmachen, was es bedeutet, dass Deutschland eine besondere Verantwortung hat." Auf die Frage, ob sie angesichts der antisemitischen Vorfälle die diskutierten Haushaltskürzungen im Bereich der politischen Bildung gutheiße, sagte die Integrationsbeauftragte: "Wir brauchen definitiv mehr Präventionsprogramme. Es geht um den gesellschaftlichen Zusammenhalt, eine entscheidende Zukunftsfrage unserer Demokratie."

Der Vorsitzende des Bildungsabschlusses im Bundestag, Kai Gehring (Grüne), betonte ebenfalls die Wichtigkeit des Holocaust als Unterrichtsgegenstand. Der Nachrichtenagentur AFP sagte er: "Ob Curricula oder tagesaktueller Fokus, ob hier oder im Ausland geboren, ob Arbeiter- oder Akademikerkind: Jede und jeder muss das dunkelste Kapitel, den Zivilisationsbruch deutscher Geschichte kennen und ein Geschichtsbewusstsein entwickeln." Der Holocaust, die millionenfache Ermordung von Jüdinnen und Juden, sei dabei schon jetzt in den Jahrgangsstufen neun oder zehn verpflichtender Unterrichtsgegenstand.

Gehring forderte zugleich die Schulen auf, Schülerinnen und Schülern den Raum zu geben, ihre persönlichen Ängste und Erfahrungen zu diskutieren und zu verarbeiten. Der Krieg sei für alle Kinder und Jugendlichen ein schwer zu fassendes Thema ist. "Die Grenze verläuft da, wo Antisemitismus beginnt - hier braucht es eine klare Kante", betonte der Grünen-Politiker. Jubel über Terrorangriffe und Israel-Hass müssten strikt zurückgewiesen werden.

Alabali-Radovan verurteilte die israelfeindlichen und antisemitischen Vorfälle in Deutschland ebenfalls. "Es ist inakzeptabel, wenn israelische Flaggen zerstört werden und der Terror der Hamas auf unseren Straßen bejubelt wird", sagte sie. Die Aktionen stünden aber "nicht für die mehr als 20 Millionen Menschen mit Einwanderungsgeschichte", so die Staatsministerin. "Die überwiegende Mehrheit der Musliminnen und Muslime, die in Deutschland leben, verurteilt den Terror der Hamas."

Sie warnte zudem vor einem "antimuslimischen Rassismus, der Menschen in eine Schublade steckt". Wenn sich etwa einige muslimische Verbände nach den Angriffen der Hamas nicht geäußert hätten, werde das stellvertretend für alle Musliminnen und Muslime gesehen, kritisierte Alabali-Radovan. "Es wird zu wenig darüber gesprochen, dass sich auch viele klar positionieren, wie zum Beispiel die Türkische Gemeinde Deutschlands oder der Rat der Imame Berlins." (AFP)