Experten: Sufismus für Machtmissbrauch anfällig

Stuttgart. Auch islamische Mystik birgt nach Ansicht von Experten die Gefahr für Machtmissbrauch. Mitunter ließen sich Sufis politisch benutzen und missbrauchten den Glauben anderer, sagte der Tübinger Islamwissenschaftler Erdal Toprakyaran am Dienstag bei einer Tagung in Stuttgart. Zwar habe es immer schon strenggläubige Sufis gegeben. Er sei aber besorgt, "dass viele Gruppen immer salafistischer werden" und Grenzen zum Sufismus verschwänden.



Sufismus ist eine spirituelle Strömung, die auch als islamische Mystik bezeichnet wird. Sie gilt vielfach als eher friedlich und tolerant, weil sie die Gottesbeziehung des Einzelnen in den Mittelpunkt stellt.



Die Religionswissenschaftlerin Gritt Klinkhammer erklärte, dass die Verbindung der Sufi-Schüler zu ihren spirituellen Vorbildern unterschiedlich beurteilt werden müsse. Teils gebe es ein gutes und erfüllendes Miteinander. Allerdings sieht sie die Gefahr von Abhängigkeit und Machtmissbrauch - vor allem seien davon labile Mitglieder betroffen.



Oberstes Ziel der sufistischen Lehre ist das "Einssein mit Gott"; der Weg dorthin führt über vollkommene Liebe und das Auslöschen eigener Interessen durch Verzicht und geistige Übungen. Sunniten werfen den Sufi-Bruderschaften oftmals Irrlehren und Verstöße gegen die religiösen Regeln der Scharia vor. (KNA)