Bericht: Christen in Indien sind deutlich mehr Gewalt ausgesetzt

Neu Delhi. Die Lage der Christen in Indien hat sich laut einem Bericht im laufenden Jahr deutlich verschärft. Von Januar bis Juni habe das in Neu-Delhi ansässige United Christian Forum (UCF) 400 Vorfälle von Gewalt und Verfolgung registriert, berichtete der asiatische Pressedienst Ucanews am Mittwoch. Im ersten Halbjahr 2022 seien dagegen 274 solcher Fälle gemeldet worden.



Der nationale Koordinator des UCF, A.C. Michael, nannte es besorgniserregend, dass solche "schrecklichen Taten der Mobokratie" (soviel wie Herrschaft des Mobs) auch nach einer Reihe von Anweisungen des Obersten Gerichtshofs an die Regierung immer noch andauerten. Es sei höchste Zeit, zur Abschreckung der Mob-Gewalt Sondergesetze zu erlassen, forderte Michael laut Ucanews.



Die Verfolgung von Christen ist nach Angaben des UCF am stärksten in den von der hindu-nationalistischen "Indischen Volkspartei" (BJP) regierten Bundesstaaten verbreitet. Mit 155 Fällen in diesem Jahr sei Indiens bevölkerungsreichster Bundesstaat Uttar Pradesh der Spitzenreiter bei der Christenverfolgung. Laut dem Bericht gab es seit Amtsantritt von Premierminister Narendra Modi und seiner BJP im Jahr 2014 einen "alarmierenden Anstieg der Gewalt gegen Christen".



Die BJP strebt ein Indien auf Basis des Hinduismus an, in dem die beiden Minderheitsreligionen Christentum und Islam bestenfalls geduldet sind. Im Gegensatz zu den in Indien entstandenen Religionen Hinduismus, Buddhismus, Sikhismus und Jainismus sind Islam und Christentum in den Augen der Hinduextremisten "ausländische Religionen". Modi und die BJP streben bei der Parlamentswahl 2024 eine dritte Amtszeit an. (KNA)

 

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