Jörg Steinert, 5. Januar 2004

zu: Die Konzelmänner von Karatschi, von Thomas Bärthlein

Wenn einer, wie Thomas Bärthlein, mit seinen Kollegen Schlitten fährt, weil sie sich nicht für eine ausgewogene Berichterstattung in ihren Medien "gerade" machen, er aber selbst mit seinem Handwerk nicht richtig hantiert, ja, dann trau auch ich ihm nicht über den Weg. Denn wer, bitte, wer sind denn die "Konzelmänner" die in der Überschrift des Klagebeitrages vorgestellt werden? Die Väter aller Heinzelmänner? Vertreter von Hinz und Konz? Oder was?

Im übrigen ist das Problem komplexer als beschrieben. Es gibt neben dem sich wie die Pest ausbreitendem Magazin-Journalismus, der auf wortreiche Unterhaltung setzt, nur noch Fragmente einer Berichterstattung, die sich der Nachricht verpflichtet fühlt. Diesen Hang zur Nachricht nun bei dpa zu vermuten ist schon sehr mutig. Lokale Radios und TV - Stationen zu belauschen, oder die am Kiosk erstandene Lokalpresse zu flöhen, ist ja wohl nicht gar sooo investigativ. Aber billig ist es.

Immer kürzere Reisezeiten für Recherchen - besser noch kostenfreie Einladung- weniger Büros im Ausland, weniger Geld für Material, Gebühren, kaum noch Spesen für Informanten-Gespräche - die Kollegen nehmen hin, was die die Verlagsmotze vorgeben. In den Vereinigten Staaten entfallen bereits auf einen Journalisten zwei PR-Lümmel. Der Trend zur Desinformation oder Zweckinformation - zeitversetzt - wird auch uns voll erwischen. Woher sollten die Abwehrkräfte gegen diese Influencia kommen? Durch unsere mutigen Korrespondenten vielleicht? Seh ich nicht.

Jörg Steinert