Wie funktionieren Ihre Lesungen in Europa? Die Zuhörer verstehen ja kein Persisch.
Amir Hassan Cheheltan: Ich lese zuerst einige Zeilen auf Farsi, damit die Zuhörer einen Eindruck davon bekommen, wie der Text im Original klingt. Danach liest ein Schauspieler oder Moderator längere Passagen auf Deutsch, und das anschließende Gespräch findet in englischer Sprache statt.
Wie kam es zu Ihrer Einladung bei Bundespräsident Steinmeier?
Amir Hassan Cheheltan: Steinmeier besuchte den Iran vor vier Jahren, als er noch Außenminister war. Die deutsche Botschaft teilte mir damals mit, dass Steinmeier mich treffen wollte. Doch ich war nicht in Teheran und sein Aufenthalt war nur kurz und so konnte das Treffen nicht stattfinden. Vor ein paar Monaten dann fragte mich der Kulturbeauftragte des Präsidenten, wann ich wieder nach Deutschland reisen würde.
Am 6. März diesen Jahres kam es zu einem Treffen. Ich habe erfahren, dass der Bundespräsident in seiner Freizeit Romane liest und Jazz hört, und dass ihn manchmal Schriftsteller und Künstler auf seinen Reisen begleiten. Er nutzt dann den Flug, um mit den Autoren über Kultur und Literatur zu sprechen. Steinmeier hat auch einige meiner Werke gelesen. Ihm hat vor allem „Der Kalligraph von Isfahan“ gut gefallen.
Bessere Qualität bei Übersetzungen
In Europa wächst das Interesse an iranischer Literatur. Hängt das in Ihren Augen mit der politischen Entwicklung zusammen?

Amir Hassan Cheheltan: Es besteht kein Zweifel daran, dass die Weltöffentlichkeit den Iran mit Interesse verfolgt. Vermutlich wollen manche in meinen Romanen Antworten auf ihre Fragen finden. Das ist ein Grund, warum meinen Büchern und Artikeln heute mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Spielt dabei auch die bessere Qualität der Übersetzungen eine Rolle? Inzwischen gibt es herausragende Literaturübersetzer, etwa die von Ihnen genannte Susanne Baghestani.
Amir Hassan Cheheltan: Richtig. Literatur zu übersetzen, ist ein schwieriges Unterfangen; um Don Quijote von Cervantes zu zitieren: Übersetzen ist im besten Fall, wie wenn man ein Teppich von der Rückseite betrachtet.
Ich habe aber Glück; meine Übersetzerinnen Susanne Baghestani und Jutta Himmelreich sind sehr gut, wie mir Lektoren und Kritiker gleichermaßen versichern. Ich bin auch mit Kurt Scharf sehr zufrieden, der einige meiner Romane übersetzt hat. Er ist ein herausragender Sprachkenner, der Texte aus sieben oder acht Sprachen übersetzt.
Prüfen Sie die Übersetzungen?
Amir Hassan Cheheltan: Ich kann kein Deutsch, aber man sollte schon manchmal nachschauen. Einmal wurde der Name Torabi mit Terabi übersetzt, weil persische Worte ohne Vokale geschrieben werden. Ich habe es erst bemerkt, als das Buch bereits gedruckt war.
Bei manchen Namenszusätzen wie Hassan Chaghoo (Hassan das Messer) oder Hossein Ferfereh (der flinke Hossein) sollten die Zusätze, die Eigenschaften bezeichnen, besser übersetzt werden, statt sie in der Originalsprache zu belassen.
Leserkommentare zum Artikel: „Literatur beruht auf Politik und Erotik“
Sehr geehrte/r Nasrin Bassiri,
P. Kirchheim19.11.2019 | 23:20 Uhrzufällig stieß ich auf Ihr Interview mit Amir H. Cheheltan - in der gerade so prekären Lage in Iran.
Dabei fiel mir ein kleiner, aber wesentlicher Fehler auf, der verwunderlich ist.
Sein erstes außerhalb seines Landes veröffentlichtes Buch "Teheran Revolutionsstrasse" erschien nicht im Verlag 'Kirchheim und Co, Mainz', sondern wie zwei weitere seiner Bücher "Iranische Dämmerung" und "Teheran Kiosk" in meinem Verlag:
- P.Kirchheim Verlag in München -.
Korrektur wäre erfreulich.
mit besten Grüßen
P. Kirchheim