Fußball und die Politik der Golfstaaten
Spielball im Golf-Konflikt

In der aktuellen Golfkrise ist den politischen Akteuren nichts zu teuer oder zu schmutzig, wenn es um Einflussnahme, Soft Power und Willensbildung geht. Von James M. Dorsey

Der anhaltende Konflikt am Golf findet vor allem zwischen zwei megalomanen Golfstaaten statt: den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Qatar. Ausgetragen wird er auf den europäischen Fußballfeldern, in den Vorstandsetagen westlicher Think Tanks und Hochschulen sowie in den Medien. Um die Besetzung der Rollen wird mit allen Mitteln gerungen.

Qatar und die VAE versetzten den europäischen Fußball in Aufruhr, als sich das Fenster für den Kauf und Verkauf von Spielern in dieser Woche schloss, indem sie die Preise in astronomische Höhen trieben und das UEFA-Reglement für Financial Fairplay infrage stellten.

Der von Qatar gehaltene französische Verein Paris Saint-Germain (PSG) gab 476 Millionen US-Dollar für zwei Spieler aus: Neymar vom FC Barcelona und Kylian Sanmi Mbappé von Monaco. Eine beachtliche Leistung für ein Land mit 300.000 inländischen Einwohnern, das sich einen Existenzkampf mit einer von den VAE und Saudi-Arabien geführten Allianz aus Stellvertretern liefert, die über einen diplomatischen und wirtschaftlichen Boykott versuchen, Qatar an die Kandare zu nehmen.

Doch auch die Vereinigten Arabischen Emirate ließen sich mit ihrem Club Manchester City nicht lumpen und investierten eine Transfersumme von 203 Millionen US-Dollar. Damit landeten sie allerdings weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz.

Ringen um "Lufthoheit" in der Sportpresse

Der Wettbewerb zwischen Qatar und den UAE um die "Lufthoheit" in der Sportpresse ist jedoch weit mehr als eine Jagd nach Trophäen und Erfolgen auf dem Fußballplatz. Indem Qatar den Preis für Fußballspieler nach oben treibt, zeigt das Land seinen Widersachern am Golf demonstrativ den Stinkefinger und macht deutlich, dass es den Boykott abzuschütteln vermag wie eine lästige Fliege.

Das ist unbezahlbar angesichts der Tatsache, dass die von den VAE und Saudi-Arabien geführte Allianz bislang keine umfassende Unterstützung für den Boykott einzuwerben vermochte – weder in der muslimischen Welt noch in der größeren internationalen Gemeinschaft.

Ebenfalls unbezahlbar ist dies in einem Umfeld, wo Qatar und die VAE jenseits sportlicher Aktivitäten gewaltige Beträge zur Beeinflussung der Forschung an einflussreichen Think Tanks und renommierten westlichen Universitäten ausgeben. Manche ließen sich sogar auf das lukrative Angebot ein, ihren Campus in Doha und Abu Dhabi zu errichten und dabei im Gegenzug auf die Durchsetzung der akademischen Freiheit und Meinungsfreiheit zu verzichten.

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