Libanesische Hisbollah droht Israel im Gas-Konflikt mit drastischen Konsequenzen

Beirut. Der Chef der radikal-islamischen Hisbollah-Miliz im Libanon, Hassan Nasrallah, hat Israel davor gewarnt, die zwischen beiden Ländern umstrittenen Gasvorkommen im Mittelmeer für sich zu beanspruchen. "Die Hand, die nach unseren Reichtümern greift, wird abgehackt werden", sagte der Chef der vom Iran unterstützten Miliz am Dienstag in einer vom Fernsehen übertragenen Ansprache in Beirut. Im schwelenden und zuletzt eskalierten Grenzstreit zwischen Israel und Libanon um Bodenschätze im Mittelmeer vermitteln derzeit die USA - bislang ohne Ergebnis.



Es dürfe niemandem erlaubt sein, "das Land zu plündern", sagte der Hisbollah-Chef in seiner Rede vor Anhängern. Libanons Öl-, Gas- und Wasservorräte müssten unter libanesischer Kontrolle bleiben. US-Vermittler Amos Hochstein hatte libanesischen Medien Anfang August gesagt, er sei "optimistisch" und strebe eine Lösung für beide Seiten an. Demnach solle Israel weiterhin seine Aktivitäten auf dem Karisch-Gasfeld fortsetzen können und zugleich dem Libanon der Zugang zum Energiemarkt ermöglicht werden.



Der Konflikt war eskaliert, nachdem Israel im Juni ein Gasförderschiff in Richtung des Gasfeldes Karisch losgeschickt hatte. Teile des Gasfeldes beansprucht jedoch der Libanon. Daraufhin hatte Beirut die Wiederaufnahme von Gesprächen unter Vermittlung der USA gefordert.



Die Entdeckung großer Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer in den vergangenen Jahren hat bei allen Anrainerstaaten Begehrlichkeiten geweckt und Grenzstreitigkeiten geschürt. Aus Sicht Israels liegt das Gasfeld in seinen Hoheitsgewässern und nicht innerhalb eines umstrittenen Gebiets, um das es in Verhandlungen mit dem Libanon über die Seegrenze zwischen beiden Ländern geht.



Der Libanon und Israel hatten im Oktober 2020 erstmals unter Vermittlung der USA über ihre umstrittene Seegrenze verhandelt. Im Mai 2021 wurden die Verhandlungen ausgesetzt. In dem Grenzstreit ging es zunächst um einen 860 Quadratkilometer langen Abschnitt vor der Küste beider Länder, schließlich forderte der Libanon zusätzliche 1430 Quadratkilometer, die auch das Karisch-Feld einschließen.



Formal befinden sich die Nachbarländer noch im Kriegszustand und pflegen keine diplomatischen Beziehungen. Die UN-Friedenstruppe Unifil, die seit 1978 im Libanon stationiert ist, patrouilliert seit dem israelisch-libanesischen Konflikt von 2006 an der Grenze. (AFP)