Konfliktforscherin: Deutschland muss Rolle in Mali klar kommunizieren

Frankfurt a.M.. Mit der Entscheidung über ein Aus des Bundeswehr-Einsatzes in Mali hat Deutschland nach Ansicht der Konfliktforscherin Antonia Witt eine klare Linie für alle Seiten gezogen. Im Inland sei es wichtig, dass die Debatte nicht länger von anhaltendem Hickhack über ein Ende oder ein Datum dafür bestimmt werde und sich nun auf die künftige Rolle Deutschlands in Mali konzentrieren könne, sagte die Wissenschaftlerin am Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) dem Evangelischen Pressedienst (epd). epd-Gespräch: Silvia Vogt

Zugleich sei die Festlegung auf ein Datum Mitte 2024 ein eindeutiges Signal an die Vereinten Nationen (UN) und an das afrikanische Konfliktland, dass es keinen überstürzten Abzug geben werde.



Dass jetzt ein Datum für das Ende der Bundeswehr-Beteiligung an der UN-Mission Minusma genannt werde, bedeute keineswegs, dass Deutschland sich nicht mehr an der Stabilisierung Malis beteiligen wolle, betonte Witt. «Das war ja keine Entscheidung, sich ab 2024 überhaupt nicht mehr für Frieden und Sicherheit in Mali oder im Sahel zu engagieren», sagte sie. «Das lese ich ganz im Gegenteil: Gerade eben diese Entscheidung gegen einen plötzlichen Abzug zeigt, dass die Bundesregierung nach wie vor als verlässlicher Partner in der Region auftreten will.»



Wie dies künftig geschehen solle, müsse nun geklärt werden. «Es wäre beispielsweise möglich, dass die UN-Mission bis dahin umstrukturiert und noch stärker als jetzt von afrikanischen Truppen gestellt wird. Und da wäre es extrem wichtig, dass sie auf ausreichende finanzielle und politische Unterstützung aus Deutschland zählen könnte.» Derzeit besteht der Minusma-Einsatz aus etwa 13.000 Soldatinnen und Soldaten sowie 2.000 Polizeiangehörigen aus 57 Ländern, Deutschland beteiligt sich mit bis zu 1.400 Soldatinnen und Soldaten.



Wie die deutsche Entscheidung im Land selbst aufgenommen werde, hänge sehr stark davon ab, wie sie den Menschen in Mali vermittelt werde, erklärte Witt. Nach wie vor sei das deutsche Engagement dort sehr angesehen, und das Signal, dass die Bundeswehr sich nicht überstürzt zurückziehe und Mali auch noch durch die Wahlen im Februar 2024 begleiten werde, müsse auch an die Bevölkerung gesendet werden.



Ungeachtet der deutschen Ankündigung sei die Mission der Vereinten Nationen in Mali unter zunehmendem Druck. Wachsende Gewalt im Land und politische Verwerfungen mit der malischen Regierung machten es der internationalen Mission enorm schwer, ihr Mandat auszuüben, sagte Witt. «Trotzdem muss man sich immer wieder die Frage stellen: Was wäre ohne die Mission?», so die Konfliktforscherin. (epd)