Juden und Muslime nach Landtagswahlen in Thüringen besorgt

Nach der Landtagswahl in Thüringen haben sich Vertreter von Juden und Muslimen besorgt geäußert. Die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, sprach am Sonntagabend von einer "Erosion der demokratischen Kultur" in Deutschland. Das Ergebnis der AfD zeige, "dass in unserem politischen System etwas grundlegend aus den Fugen geraten ist", sagte Knobloch. "Wo eine solche Partei Erfolge feiert, da gibt es ein Problem."

"Wer heute die AfD gewählt hat, wusste genau, was er tat", so die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. "Mit ihrer Stimme haben viele Wahlberechtigte eine Partei unterstützt, die seit Jahren mit ihrer Verharmlosung der NS-Zeit, ihrem offenen Nationalismus und dem von ihr geschürten Hass gegen Minderheiten, darunter auch die jüdische Gemeinschaft, den Nährboden für Ausgrenzung und rechtsextreme Gewalt bereitet."

Für das Internationalen Auschwitz Komitee erklärte dessen Exekutiv-Vizepräsident Christoph Heubner: "Für Überlebende der deutschen Konzentrationslager ist diese massive Zunahme der Stimmen für die AfD in Thüringen ein erneutes Signal des Schreckens, das eine weitere Verfestigung rechtsextremer Grundeinstellungen und Tendenzen in Deutschland befürchten lässt."

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, twitterte: Dass rund ein Viertel der Wähler für eine "rechtsradikale beziehungsweise in Thüringen auch rechtsextreme Partei" votiert hätten, sei "viel mehr als ein 'Alarmzeichen'". (KNA)