Israels Rechte ruft nach Anschlägen zu hartem Durchgreifen auf

Jerusalem. Nach zwei Anschlägen in Jerusalem, bei denen am Mittwoch ein 16-jähriger Israeli getötet und 22 weitere Personen teils schwer verletzt wurden, mehren sich in Israel rechte Stimmen, die ein hartes Vorgehen gegen Palästinenser fordern. "Abschreckung lässt sich nicht durch Verhältnismäßigkeit erreichen. Wir haben eine enorme Macht. Sie muss genutzt werden", twitterte etwa der Abgeordnete der rechtsextremen "Otzma Jehudit", Zvika Fogel. Nablus, Ramallah, Gaza und Dschenin müssten dies spüren, bis sie die weißen Fahnen hissen.



"Wir müssen dem Terrorismus einen Preis abverlangen, wir müssen zu den gezielten Tötungen zurückkehren", forderte auch Otzma-Jehudit-Vorsitzender Itamar Ben-Gvir beim Ortsbesuch. Beide riefen zur unverzüglichen Bildung einer rechten Regierung auf, einer Forderung, der sich auch Bezalel Smotrich (Religiöser Zionismus) anschloss. "Der mörderische arabische Terror klopft an unsere Tür; wir müssen sofort eine Regierung bilden", sagte er laut Bericht der Zeitung "Haaretz".



Auch Abgeordnete der Likud-Partei des designierten Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu sprachen sich für eine Beilegung des Streits um Ministerämter aus. Die Sicherheitslage erfordere es, "Führungsstärke zu beweisen und schon heute die Bildung einer Rechtsregierung" anzukündigen, so Joav Kisch auf Twitter.



Der deutsche Botschafter in Tel Aviv, Steffen Seibert, forderte in einem Twitterbeitrag, die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen. Auch ein Sprecher des Auswärtigen Amts verurteilte die Anschläge als "Angriff auf den friedlichen Alltag aller Israelis". Terror und Hass, die damit verbreitet werden sollten, dürften nicht die Oberhand gewinnen.



Die Anschläge zeigten "einmal mehr die wahren Absichten der palästinensischen Terrororganisationen, Israelis und Juden zu verstümmeln und zu töten, wo immer sie sich aufhalten", urteilte der Europäische Jüdische Kongress (EJC) in einer Mitteilung.



Der linke israelische Abgeordnete Ofer Cassif (Chadasch) machte die israelische Besatzung palästinensischer Gebiete für die Anschläge verantwortlich. Sie sei "verantwortlich für das Töten und Blutvergießen, sowohl von Palästinensern als auch von Israelis", schrieb er nach dem Anschlag in einem Tweet.



An zwei Bushaltestellen an nördlichen Zufahrtsstraßen nach Jerusalem sind am Mittwochmorgen zwei Sprengsätze detoniert. Berichten zufolge geht die Polizei davon aus, dass es sich um ferngezündete Nagelbomben handelte. Die Art des koordinierten Doppelanschlags deute auf eine bedeutende Infrastruktur hinter dem Anschlag. Bislang hat sich keine Gruppierung zu den Attentaten bekannt. (KNA)