Hunderttausende Schiiten im Irak feiern trotz Corona Aschura-Fest

Trotz hoher Zahlen von Corona-Infektionen haben Hunderttausende Muslime im Irak das schiitische Aschura-Fest gefeiert. Die Gläubigen, mit und ohne Gesichtsmasken, füllten am Sonntag vor allem Straßen und Plätze in der Stadt Kerbela rund 90 Kilometer südlich von Bagdad. Dort strömten sie zur Grabmoschee des Imams Hussein, an dessen Tod beim Aschura-Fest erinnert wird. Zu den Geißelungsritualen der religiösen Feierlichkeit gehören auch Schläge auf den Kopf, bis dieser blutet.

Die irakischen Gesundheitsbehörden hatten zuvor gewarnt, dass die Feiern wegen der Ausbreitung des Coronavirus eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellen. Mit täglich mehr als 3000 neuen Corona-Fällen hatte das Land zuletzt die höchsten Zahlen der Region zu verzeichnen. Insgesamt registrierte der Irak bisher offiziell mehr als 230.000 Corona-Fälle und fast 7.000 Tote.

Normalerweise kommen auch viele Gläubige aus anderen Ländern zum Aschura-Fest nach Kerbela, insbesondere aus dem benachbarten Iran. Wegen Reisebeschränkungen infolge der Corona-Pandemie war dies in diesem Jahr jedoch nicht möglich. Im vergangenen Jahr waren in Kerbela bei einer Massenpanik während des Aschura-Festes mehr als 30 Menschen ums Leben gekommen.

Die Stadt ist Zentrum des Aschura-Festes, eine der wichtigsten Feierlichkeiten des schiitischen Islams. Nach schiitischer Überzeugung starb Imam Hussein, ein Enkel des Propheten Mohammed, im Jahr 680 nach Christus in der Schlacht von Kerbela einen Märtyrertod. Damals waren Streitigkeiten über die rechtmäßige Nachfolge Mohammeds entbrannt. Die Schlacht von Kerbela trug dazu bei, die Aufspaltung zwischen Sunniten und Schiiten im Islam zu untermauern. (dpa)