Die Demontage der einstigen Demokratie-Ikone von Myanmar - Weitere Haftstrafe für Aung San Suu Kyi

Frankfurt a.M./Naypyidaw. Knapp ein Jahr nach dem Militärputsch in Myanmar geht die Demontage der abgesetzten De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi weiter. Inzwischen ist sie zum zweiten Mal zu mehrjähriger Haft verurteilt worden, weitere international scharf kritisierte Prozesse sind anhängig.



Viele Jahre ihres Lebens war die mittlerweile 76-Jährige schon ihrer Freiheit beraubt: Als Oppositionsführerin war sie zwischen 1989 und 2010 mehr als 15 Jahre in Hausarrest oder Haft, während die Militärherrscher nach der Niederschlagung einer Demokratiebewegung 1988 weiter ihre Macht festigten. Für ihren friedlichen Widerstand bekam Suu Kyi 1991 den Friedensnobelpreis verliehen.



Die Tochter des 1947 ermordeten Unabhängigkeitshelden Aung San geriet eher zufällig in das politische Geschehen ihrer Heimat. Sie hatte in Indien gelebt und in England studiert. Erst 1988 kehrte sie nach Myanmar (früher Birma) zurück, um ihre schwer kranke Mutter zu pflegen. Es war das Jahr, in dem Studenten Massenproteste gegen das Militärregime auf die Beine stellten. Suu Kyi beteiligte sich und wurde schnell zum Inbegriff des Widerstands und zur Vorsitzenden der neu gegründeten «Nationalen Liga für Demokratie» (NLD). 1990 ließen die Generäle auf internationalen Druck zwar Wahlen zu, erkannten den Sieg der NLD jedoch nicht an.



Nach einem weiteren Wahlsieg 2015 musste sich das Militär beugen und ließ Suu Kyi als De-facto-Regierungschefin zu - sicherte sich aber zugleich weiter enormen Einfluss. Suu Kyis Image als Demokratie-Ikone bekam nach der Regierungsübernahme allerdings zunehmend Risse. Den Völkermord an den muslimischen Rohingya duldete sie nicht nur, sondern verteidigte die Verbrechen des Militärs sogar öffentlich. Auch wurden unter der NLD Dissidenten verfolgt und inhaftiert.



Den neuerlichen Sieg der NDL im November 2020 bezeichneten die Militärs als Wahlbetrug, im Februar folgten der Putsch und die Absetzung Suu Kyis. (epd)