Algerischer Schriftsteller Boualem Sansal: Westen hat islamistische Gefahr unterschätzt

Der Westen hat die islamistische Gefahr nach Ansicht des algerischen Schriftstellers Boualem Sansal unterschätzt. «Der Westen wird die wahre Dimension erst begreifen, wenn sich die Attentate häufen und eine Art urbaner Guerillakrieg ausbricht», sagte der Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels im Interview der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Mittwoch). Die Islamisten seien dabei, sich in Europa einzurichten. «Am Freitag haben sie in Paris zugeschlagen, morgen wird es woanders sein. Sie werden nicht aufhören», sagte Sansal. «Es geht ihnen um die Eroberung der Welt.»

Dieser «Krieg» werde nicht nur über Gewalt geführt. Die Islamisten nutzten ebenso das Internet, predigten in Moscheen und ließen ihre Publikationen «weltweit zirkulieren». Es gehe um Indoktrination: «Die Jugend ist desorientiert und sucht nach einem Sinn des Lebens. Diese Lücke füllt die Religion aus», sagte Sansal. Religionen hätten auch «die schlimmsten Extreme in die Welt gebracht», das gelte nicht nur für den Islam, betonte der Schriftsteller.

In seinem Heimatland Algerien rufe vor allem die Jugend nach einem «starken, männlichen, ehrgeizigen Islam. Auch für viele Muslime, die sich in Europa abgehängt fühlen, ist diese Vorstellung attraktiv.» Sansal sprach von einer perfiden Manipulation der Islamisten. Diese Menschen trieben den Westen vor sich her. «Sie brauchen gar keine Ministerposten, sie regieren auf ihre Art. Sie erzeugen eine Stimmung der Angst und des Schreckens, um ihre Ziele durchzusetzen.» (KNA)

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