Palästinensische Intellektuelle distanzieren sich von Abbas’ antisemitischen Aussagen

Palästinensische Intellektuelle distanzieren sich von Abbas’ antisemitischen Aussagen.
Palästinensische Intellektuelle distanzieren sich von Abbas’ antisemitischen Aussagen.

Führende palästinensische Politiker, Intellektuelle und Aktivisten distanzieren sich von Abbas. Sie warfen ihm antisemitische Relativierung des Holocaust vor. Abbas habe schon lange jeden Anspruch darauf verwirkt, das palästinensische Volk zu vertreten.

Aussagen des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas zum Holocaust sorgen weiterhin für Protest. Am Wochenende distanzierten sich rund 75 führende palästinensische Politiker, Intellektuelle und Aktivisten von Abbas, wie die Zeitung "Haaretz" am Montag berichtete. Sie warfen ihm antisemitische Relativierung des Holocaust vor. Abbas habe schon lange jeden Anspruch darauf verwirkt, das palästinensische Volk zu vertreten.



Jeder Versuch, Antisemitismus oder die Verbrechen des Holocausts zu relativieren oder zu rechtfertigen, müsse entschieden zurückgewiesen werden. "Der nationalsozialistische Völkermord am jüdischen Volk hat seine Wurzeln in einer damals in der europäischen Kultur und Wissenschaft weit verbreiteten Rassentheorie", zitiert die Zeitung aus dem offenen Brief der mehrheitlich im Ausland lebenden Unterzeichner. Er sei das Ergebnis von Antisemitismus, Faschismus und Rassismus", so die palästinensischen Denker laut Bericht.

 

Palestinian civil society has published a response to President Abbas’ remarks. In this we agree: Antisemitism and historical revisionism must unequivocally be rejected. Important to amplify this message. There cannot be peace without truth. https://t.co/XwlaO4noSi

— Tobias Tunkel (@GermanyOnMENA) September 11, 2023

 

In ihrem Brief beklagten sie außerdem die "zunehmend autoritäre und drakonische Herrschaft der Palästinensischen Autonomiebehörde". Abbas und sein politisches Umfeld halte sich seit Ablauf ihres Mandats 2009 an der Macht und habe längst jeden Anspruch darauf verwirkt, das palästinensische Volk in seinem Kampf zu vertreten. Unterzeichnet wurde das Schreiben unter anderem von dem palästinensischen Historiker Raschid Khalidi und der Menschenrechtsanwältin Zaha Hassan.



Abbas hatte Ende August vor einem Gremium seiner Fatah-Partei gesagt, die Nationalsozialisten hätten die Juden nicht aus antisemitischen Gründen wegen ihrer Person verfolgt, sondern wegen ihrer gesellschaftlichen Stellung als Geldverleiher und Wucherer bekämpft.

 

The recent statement of President Abbas on Jews and the Holocaust is an insult to the memory of millions of murdered men, women and children. The Palestinians deserve to hear the historical truth from their leader, not such distortions.

— Steffen Seibert (@GerAmbTLV) September 6, 2023

 

Die Aussagen Abbas' hatten für breite Verurteilung gesorgt, darunter von der Europäischen Union. Das Bundesaußenministerium bezeichnete die Aussagen laut Medienberichten als "unsäglich und empörend". Jegliche Relativierung des Holocausts sei "unerträglich und inakzeptabel". Eine ähnliche Verurteilung kam von Steffen Seibert, deutscher Botschafter in Tel Aviv. (KNA)