Ein Toter bei Protesten gegen Wasserknappheit im Südwesten des Iran

Teheran. Bei Protesten gegen die Wasserknappheit im Südwesten des Iran ist ein Demonstrant laut Medienberichten erschossen worden. Nach Angaben mehrerer iranischer Nachrichtenagenturen vom Samstag wurde der Mann in Schadegan in der unter Dürre leidenden Provinz Chuzestan getötet. Der Gouverneur des Bezirks Schadegan, Omid Sabripur, sagte, das Opfer sei von "Opportunisten und Randalierern" erschossen worden.



Dem Gouverneur zufolge sollen die Täter versucht haben, "das Volk durch Schüsse in die Luft aufzuwiegeln", wobei der Mann getroffen worden sei, zitierte ihn die staatliche Nachrichtenagentur Irna. In einer Stellungnahme gegenüber der Nachrichtenagentur Isna nannte Sabripur das Todesopfer hingegen einen "Passanten". Das Feuer sei sowohl auf Demonstranten als auch auf die Sicherheitskräfte gerichtet worden.



Bei dem Opfer handle es sich um einen 30-Jährigen aus Schadegan. Die mutmaßlichen Täter wurden dem Gouverneur des Bezirks zufolge identifiziert und mehrere von ihnen festgenommen. Nach den übrigen werde gefahndet.



Die Nachrichtenagentur Tasnim berichtete, dass "infolge der Probleme mit der Wasserknappheit in Chuzestan die Menschen in einigen Städten Kundgebungen organisiert" hätten. In Farsi-sprachigen Medien aus dem Ausland war hingegen von "Demonstrationen" die Rede, die von den Sicherheitskräften unterdrückt worden sein sollen.



In den Online-Netzwerken kursierten seit Donnerstagabend Videos, die Proteste in mehreren Städten der Provinz, darunter Schadegan, Susangerd, Mahschahr und Hamidije zeigten. Die Aufnahmen konnten von der Nachrichtenagentur AFP nicht verifiziert werden.



Der Gouverneur der Provinz Chuzestan, Kassem Soleimani-Daschtaki, bezeichnete die Videos am Freitag als Fälschungen. "Einige versuchen, das Volk zu verunsichern und veröffentlichen gefälschte Videos", sagte er der Nachrichtenagentur Irna.



Bereits seit Ende März macht eine anhaltende Dürre den Menschen in der Provinz zu schaffen. Der Iran hat in den vergangenen zehn Jahren wiederholt unter Dürreperioden gelitten. Anfang des Monats nannte Präsident Hassan Ruhani die diesjährige Dürre jedoch "beispiellos", da die durchschnittliche Niederschlagsmenge im Vergleich zum Vorjahr um 52 Prozent gesunken sei. Am Freitag schickte die Regierung eine Delegation nach Chuzestan, die das Problem der Wasserknappheit lösen sollte.



Laut UN-Klimaexperten werden die Intensität und Häufigkeit von Dürreperioden durch die globale Erwärmung weiter zunehmen - selbst wenn es der internationalen Gemeinschaft gelingt, den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zu vorindustriellen Werten zu begrenzen.



Die Provinz Chuzestan ist das wichtigste ölproduzierende Gebiet im Iran und eine der reichsten Provinzen des Landes. Im Jahr 2019 war Chuzestan, wo eine große sunnitische Minderheit lebt, einer der wichtigsten Schauplätze der Proteste gegen die Regierung. (AFP)