Israelische Armee bombardiert hunderte Hamas-Ziele im Gazastreifen

Rafah. Israel hat den Beschuss des Gazastreifens verschärft und nach eigenen Angaben hunderte militärische Ziele der radikalislamischen Hamas bombardiert. Zu den mehr als 300 Zielen zählten "Tunnel, in denen sich Hamas-Terroristen befanden", "Dutzende von Kommandozentralen" sowie "Militärlager und Beobachtungsposten", wie das israelische Militär am Montag mitteilte. Auch die Hamas setzte ihren Beschuss aus dem Gazastreifen fort. Die israelische Armee vereitelte nach eigenen Angaben den Angriff durch zwei Drohnen.

Die im Gazastreifen herrschende Hamas gab an, dass mindestens 70 Menschen durch die neuen israelischen Angriffe getötet worden seien. Ihr zufolge starben allein bei einem Angriff auf ein Haus in Dschabalija im Norden des Gazastreifens 17 Menschen. In Gaza rief das von der Hamas geführte Gesundheitsministerium die Bürger angesichts tausender Verwundeter zum Blutspenden auf.



Seit Beginn der israelischen Angriffe auf den Gazastreifen vor gut zwei Wochen wurden nach Angaben der islamistischen Hamas, die von AFP nicht unabhängig überprüft werden konnten, mehr als 5000 Menschen getötet, darunter 2000 Kinder.



Mit den Luftangriffen auf den Gazastreifen reagierte Israel auf den Großangriff der Hamas vom 7. Oktober, bei dem israelischen Angaben zufolge etwa 1400 Menschen getötet und 222 Menschen als Geiseln verschleppt wurden. In der Folge kündigte Israel eine Bodenoffensive im Gazastreifen an, für die bereits zehntausende Soldaten an der Grenze zu dem Palästinensergebiet zusammengezogen wurden.



Kleinere israelische Einheiten begannen bereits mit vereinzelten Einsätzen im Gazastreifen, unter anderem mit dem Ziel, Geiseln zu befreien. Bei einem dieser Einsätze wurde nach israelischen Angaben ein israelischer Soldat im Gazastreifen getötet, drei weitere wurden verletzt.



Derweil setzte auch die Hamas ihren Beschuss aus dem Gazastreifen fort. Die israelische Armee vereitelte eigenen Angaben zufolge einen Angriff mit zwei Drohnen, den die militante Palästinenserorganisation für sich reklamierte. Die Hamas erklärte im Onlinedienst Telegram, zwei Kamikaze-Drohnen in Richtung zweier Militärstützpunkte im Süden Israels gestartet zu haben.

US-Präsident Joe Biden, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie weitere westliche Verbündete bekräftigten am Sonntag erneut ihre Unterstützung für Israel und dessen Recht auf "Selbstverteidigung gegen Terrorismus". Zugleich forderten sie die Achtung des humanitären Völkerrechts, vor allem den Schutz der Zivilbevölkerung, und die Befreiung aller Geiseln.

Der palästinensische Ministerpräsident Mohammed Schtajjeh bezeichnete die Unterstützung der westlichen Staaten als "Lizenz zum Töten". Die Zusagen der Staats- und Regierungschefs böten "einen politischen Deckmantel für Massaker und Zerstörung in Gaza", sagte Schtajjeh bei einer Sitzung des palästinensischen Kabinetts in Ramallah im Westjordanland. Schtajjehs Regierung übt in dem von der Hamas kontrollierten Gazastreifen keine Macht aus.

Unterdessen traf der dritte Hilfskonvoi mit Lastwagen von Ägypten aus im Süden des Gazastreifens ein. Ein gutes Dutzend Lastwagen habe die Grenzstelle Rafah überquert, teilte die Hilfsorganisation Ägyptischer Roter Halbmond mit. Am Wochenende hatten bereits 34 Lastwagen mit Hilfsgütern die Grenze überquert. Die USA hatten nach der Ankunft der ersten Konvois eine Fortsetzung der Hilfslieferungen zugesichert.

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind mindestens hundert Lkw täglich nötig, um die im Gazastreifen blockierten 2,4 Millionen Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen. Mehr als die Hälfte von ihnen ist mittlerweile auf der Flucht. (AFP)