Islamverband will auf Imame aus Türkei verzichten

Ein in der Ausbildung befindlicher Imam liest aus dem Koran.
Ein in der Ausbildung befindlicher Imam liest aus dem Koran. (Foto: Imago Images/M. Schüler)

Osnabrück. Die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs will mittelfristig ganz auf Imame aus der Türkei verzichten. Derzeit seien noch etwa 40 türkische Vorbeter beziehungsweise Seelsorger in den bundesweit mehr als 400 Moscheen des Verbandes tätig, sagte Generalsekretär Ali Mete am Wochenende der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Der Großteil der Imame komme aus Deutschland.

"Ich gehe davon aus, dass in einigen Jahren keine Imame mehr aus der Türkei kommen müssen"; dies sei ohnehin nur eine Übergangslösung gewesen, "weil wir in Deutschland einen Imam-Engpass haben", so Mete. Daher bilde man schon seit langem Imame aus; "länger als in der Öffentlichkeit darüber diskutiert wird".

Das Engagement von Vorbetern und Seelsorgern aus der Türkei ist immer wieder Gegenstand von Debatten, insbesondere mit Blick auf die Moscheegemeinden der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib). Wie Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) unlängst mitteilte, brachte ihr Haus mit der Ditib und der türkischen Religionsbehörde Diyanet eine Vereinbarung auf den Weg mit dem Ziel, die Entsendung von Imamen aus der Türkei in die Ditib-Gemeinden in Deutschland zu beenden.

Die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs wurde 1967 von Gastarbeitern aus der Türkei in Braunschweig gegründet. Laut Generalsekretär Ali Mete ist die Gemeinschaft inzwischen weltweit aktiv. In der Bundesrepublik engagierten sich für den Verband meist deutsche Staatsbürger. "Von einer türkischen Organisation zu sprechen, scheint mir daher nicht mehr angemessen", so Mete. Allerdings fühlten sich viele Mitglieder wegen mit ihrer Herkunftsgeschichte mit der Türkei verbunden. Der Generalsekretär betonte zugleich: "Wir sind als Religionsgemeinschaft theologisch, personell, finanziell, in jeder Hinsicht unabhängig." (KNA)