Angriffe auf Moscheen: Islamverbände beklagen mangelnde Solidarität

Islamvertreter in Deutschland fühlen sich nach einer Häufung von Angriffen auf Moscheen in den vergangenen Tagen von Politik, Behörden und Gesellschaft weitgehend allein gelassen. Man vermisse eine spürbare Anteilnahme der Öffentlichkeit, heißt es in einer gemeinsam Erklärung von drei Islamverbänden, die am Donnerstag in Berlin präsentiert wurde. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland sowie die Verbände Ditib und Islamrat fordern darin einen «Schulterschluss gegen diese Schandtaten».

In der vergangenen Woche hatten sich Anschläge insbesondere gegen türkisch geprägte muslimische Einrichtungen gehäuft. Brandanschläge gab es unter anderem auf Moscheen in Berlin und Baden-Württemberg. Nach Angaben der drei Verbände gab es seit Jahresbeginn 27 Übergriffe auf Moscheen.

Menschenleben würden dabei billigend in Kauf genommen, sagte Ditib-Vorstand Zekeriya Altug. Muslime stünden ohnehin unter rechtsextremer Bedrohung. Durch ausländische Terrorgruppen werde das Problem verschärft, sagte der Ditib-Vertreter unter Anspielung auf mutmaßliche Bekennerschreiben kurdischer Gruppen nach Angriffen auf Moscheen.

Altug sagte, der türkisch-kurdische Konflikt, aktuell aufgelöst durch die türkische Militäroffensive im Norden Syriens, dürfe nicht auf deutschem Boden ausgetragen werden. Aiman Mazyek, Vorstandsvorsitzender des Zentralrates der Muslime, sagte, die Angriffe richteten sich gegen deutsche Moscheen und Muslime. Sein Verband hatte am Mittwoch seine Geschäftsstelle wegen Drohungen geschlossen.

Altug widersprach gleichzeitig dem Vorwurf, der Konflikt werde auch durch Gebetsaufrufe in Ditib-Moscheen angeheizt. Zwar räumte er ein, dass einzelne Vertreter, darunter Ehrenamtliche der Moscheen, Gebetsaufrufe für den Erfolg der Militäroffensive veröffentlicht hätten. Verbandsvertreter würden in solchen Fällen aber sofort intervenieren. Ditib trage solche Aufrufe nicht mit, betonte er.

Die Islamverbände lobten Solidarisierungsaktionen örtlicher Politiker. Gleichzeitig betonten sie, sie vermissten solch einen Schulterschluss in der Bundespolitik. Die Bundesregierung, konkret den neuen Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) forderten sie auf, Islamfeindlichkeit in Deutschland ernster zu nehmen und mehr dagegen zu unternehmen. «Es brennen Moscheen hier. Wir können da doch nicht einfach zur Tagesordnung zurückgehen», sagte Mazyek.

2017 gab es nach Angaben des Bundesinnenministeriums 1.069 Angriffe auf Muslime oder islamische Einrichtungen. Islamfeindliche Straftaten werden erst seit vergangenem Jahr systematisch erfasst. Die Zahl antisemitischer Straftaten lag 2017 bei 1.495. Angriffe, die sich gegen Christen richteten, gab es 127. (epd)