Mehr als nur Nebenrollen

Auch nach dem Sieg der Konservativen bei den vergangenen Parlamentswahlen in Iran kämpfen Frauen dort weiter für ihre Rechte. In Teheran protestierten sie gegen die im staatlichen Fernsehen propagierte Polygamie .

Auch nach dem Sieg der Konservativen bei den vergangenen Parlamentswahlen in Iran kämpfen Frauen dort weiter für ihre Rechte. In Teheran protestierten sie gegen die im staatlichen Fernsehen propagierte Polygamie. Mahindokht Mesbah Jamsheed Faroughi berichten

16 Frauenvereine und feministische Organisationen sowie zahlreiche intellektuelle Iranerinnen unterzeichneten und veröffentlichten Ende April 2004 eine Erklärung, um gegen das rückständige Frauenbild im iranischen staatlichen Fernsehen zu protestieren.

In dieser Erklärung, die inzwischen auch auf verschiedenen Internetseiten zu lesen ist, hatten die Teilnehmerinnen das Staatsfernsehen aufgefordert, die Ausstrahlung frauenfeindlicher Fernsehserien zu stoppen und stattdessen das wirkliche Bild der heutigen Frauen zu zeigen.

Außerdem forderten sie die Machthaber auf, das alte und restriktive Rundfunkgesetz zu ändern und deutliche Verstöße gegen das Recht auf freie Meinungsäußerungen zu beenden.

Die Fernsehserien, so Fakhri Shadfar vom Kulturzentrum der Frauen im Iran, seien frauenfeindlich und zeigten absichtlich keine gut ausgebildeten, aufgeklärten Frauen.

Falsches Bild

Inzwischen sind aber mehr als die Hälfte aller Studenten an Irans Hochschulen und Universitäten weiblich. Die hohe Beteiligung der Frauen an den gesellschaftlichen Aktivitäten ist den Konservativen schon lange ein Dorn im Auge. Fakhri Shadfar beklagte im Rahmen der Prostaktionen, das traditionelle Frauenbild im Iran sei von Männern für Männer gemacht.

Davoodi Mohdjer, Gründerin der ersten Frauenpartei Irans, bezeichnete einen Sitzstreik in Teheran als bisherigen Höhepunkt im Kampf für die Frauenrechte im Iran. Die Protestaktion verschiedener Frauenorganisationen zeige, dass die Frauen im Iran gelernt hätten, gemeinsam für ihre Rechte und Ziele zu kämpfen, statt sich dem staatlich verordneten Frauenbild unterzuordnen.

"Das staatliche Fernsehen ist Symbol männlicher Dominanz in der Gesellschaft, und die Fernsehserien, die gesendet werden, entlarven diese Dominanz. Das ist ein arroganter Blick der Männer auf die Frauen. Für diese Männer sind die Frauen nicht einmal das zweite Geschlecht. Der Mann ist das Familienoberhaupt, und die Beziehungen zwischen Männern und Frauen in der Gesellschaft sind die Beziehungen zwischen Herrschern und Beherrschten."

Schlechtes Vorbild

Fakhri Shadfar vom Kulturzentrum der Frauen im Iran befürchtet, dass vor allem Jugendliche durch die frauenfeindlichen Fernsehserien, in denen polygame Beziehungen propagiert werden, negativ beeinflusst werden: "Die iranische Gesellschaft ist sehr jung. Wir haben 17 Millionen Schüler, die stundenlang in die Röhre gucken. Solche Fernsehserien können die Jugendlichen verderben und deren künftige Beziehungen negativ beeinflussen."

Gemeinsame Aktionen

Davoodi Mohadjer sieht im Zusammenschluss und in gemeinsamen Protesten der verschiedenen Frauenorganisation Motivation und Perspektive: "Im vergangen Jahr haben die Nichtregierungsorganisationen festgestellt, dass sie getrennt keine Macht haben und nicht über die notwendigen Instrumente verfügen, ihre Ziele zu erreichen. Deshalb wollen die verschiedenen Frauenorganisationen jetzt gemeinsam handeln. Nach dem Erdbeben in Bam waren wir Zeuge einer solchen gemeinsamen Aktion. 40 NGOs gründeten eine Hilfsgruppe und bauten ein großes Kulturzentrum für die Frauen. Nun müssen wir in der Aufklärungsarbeit auch gemeinsam und einig arbeiten."

Mahindokht Mesbah und Jamsheed Faroughi

© DEUTSCHE WELLE/DW-WORLD.DE 2004