Hilferuf von Medien: Rettet unsere Mitarbeiter in Afghanistan!

Bonn. In einem Offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Heiko Maas fordern zahlreiche deutsche Medien ein Visa-Notprogramm für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Afghanistan. "Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, dieser Brief ist ein Hilferuf", heißt es in dem am Montag veröffentlichten Schreiben.

Noch nie hätten deutsche Medien zu so einer Maßnahme greifen müssen. Doch rasche Hilfe sei nötig, um das Leben von Übersetzern, Producerinnen und anderen Mitarbeitern zu retten, "die angesichts des Vormarsches der Taliban Verhaftung, Folter und Exekution fürchten".

Die Berichterstattung aus dem Land sei in den letzten 20 Jahren ohne deren Einsatz und Mut nicht möglich gewesen. Die afghanischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten in dieser Zeit auch "unseren Glauben an die freie Presse als unverzichtbares Element einer stabilen, friedlichen, auf Ausgleich bedachten Demokratie" geteilt.

Das Leben dieser Menschen sei nun akut gefährdet, heißt es weiter in dem Brief. Auch mit Racheakten der Taliban sei zu rechnen. Dutzende Journalistinnen und Journalisten seien in den vergangenen Jahren ermordet worden, einige auch in den letzten Wochen: "Es steht zu befürchten, dass solche Morde jetzt dramatisch zunehmen werden - und viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bedroht."

Internationalen Menschenrechtsorganisationen zufolge gebe es weltweit kaum ein Land, in dem Journalistinnen und Journalisten mittlerweile so gefährdet seien wie in Afghanistan.

Daher müsse es sehr rasch ein Visa-Notprogramm geben, ähnlich wie es die deutsche Regierung für afghanische Übersetzer für die Bundeswehr geschaffen habe: "Wir sind der Überzeugung: Es gilt jetzt, keine Zeit mehr zu verlieren. Unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die das Land verlassen wollen, drohen Verfolgung, Verhaftung, Folter und der Tod. Deshalb bitten wir Sie, rasch zu handeln."

Der Offene Brief ist eine gemeinsame Initiative von Zeit, Spiegel, Deutsche Welle, Deutschlandradio, dpa, Reporter ohne Grenzen, Stern, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, taz, RTL, n-tv, Arte und vom Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV). (KNA)