Kritik an deutsch-türkischem Moscheeverband Ditib hält an

Politiker von CDU und den Grünen fordern eine schärfere Gangart gegenüber der Ditib. Nach wie vor halte bei dem deutsch-türkischen Moscheeverband die türkische Religionsbehörde Diyanet das Zepter "fest in der Hand", sagte der CDU-Innenexperte und Berichterstatter der Unions-Bundestagsfraktion für Kirchen und Religionsgemeinschaften, Christoph de Vries, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstag). Das zeige sich auch an dem neuen Vorstand.

Ende 2016 war bekannt geworden, dass Ditib-Imane in deutschen Moscheen türkische Regimegegner ausspioniert hatten. Seither steht der Verband immer wieder in der Kritik, zuletzt wegen eines zu Jahresbeginn von der Diyanet organisierten europäischen Islamkongresses, bei dem unter anderen Mitglieder der radikalen Muslimbruderschaft zugegen waren.

Der neue Vorsitzende Kazim Türkmen war laut Redaktionsnetzwerk zuletzt noch Abteilungsleiter bei Diyanet in Ankara. Zu dem aus sieben Mitgliedern bestehenden Ditib-Vorstand gehört auch Ahmet Dilek, der als Religionsattache in Köln die Dossiers über Oppositionelle an die Regierung weitergeleitet haben soll.

Ein Islamverband, dessen Loyalität allein dem türkischen Regierungsapparat gelte, könne nicht Teil Deutschlands sein, so de Vries. Da die Ditib die Chance zur Emanzipation vertan habe und den Weg in die Isolation weiter fortsetze, sei die Bundesregierung sogar "gut beraten, die Zusammenarbeit mit Ditib etwa in der Deutschen Islamkonferenz auszusetzen und nach der Streichung der Fördermittel die Zügel weiter anzuziehen, wenn spioniert, Krieg glorifiziert und gegen Andersgläubige gehetzt wird".

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Günter Krings (CDU), sagte: "Die neue Führung von Ditib bestätigt unsere Sorge einer extremen Nähe zum türkischen Staatsapparat. Sie kann deshalb kein unabhängiger Ansprechpartner der Bundesregierung für die türkische Community in Deutschland sein. Im Gegenteil, die neue Ditib-Führung zeigt, dass es richtig ist, unsere Zusammenarbeit mit Ditib auf ein Mindestmaß zu reduzieren."

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir erneuerte seine Kritik an der Ditib. Der Verband sei von einer Anerkennung als Religionsgemeinschaft "weiter entfernt denn je zuvor", so Özdemir. "Ohne einen inhaltlichen und personellen Neubeginn, der eine Loslösung von Ankara umfasst, sehe ich nicht, wie Ditib an deutsche Schulen oder zur Anerkennung als Religionsgemeinschaft kommen soll." Er hoffe, auf "eine glasklare Haltung der deutschen Politik". (KNA)