Hunderte Migranten aus tunesischer Hafenstadt Sfax in die Wüste vertrieben

Sfax. Nach Auseinandersetzungen mit Bewohnern der Hafenstadt Sfax in Tunesien sind hunderte afrikanische Migranten in die Wüste vertreiben worden. Wie Augenzeugen der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag berichteten, hielten sich die Vertriebenen unter katastrophalen Bedingungen in der Wüstenregion im Süden Tunesiens auf. Seit Beginn der Woche war es vermehrt zu Spannungen zwischen den Stadtbewohnern und Migranten gekommen. Dutzende Migranten flohen oder wurden gewaltsam vertrieben.



Nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen wurden hunderte Migranten in Bussen in Wüstengebiete im Süden Tunesiens gebracht, einige nahe der Grenze zu Libyen und andere nahe der Grenze zu Algerien. Aus diesen zwei Ländern waren viele der Menschen eingereist.



"Wir haben nichts zu essen oder trinken. Wir sind in der Wüste", sagte der 27-jährige Issa Kone der Nachrichtenagentur AFP. Er gab an, mit dutzenden anderen Migranten aus Sfax in einem Bus in die Nähe der Grenze zu Algerien gebracht worden zu sein. "Agenten der Nationalgarde fassten uns in Sfax, nachdem sie in unser Haus eingebrochen waren", berichtete Kone.



Die Vertreibung in die Wüste folgte auf die Beerdigung eines 41-jährigen Tunesiers, der am Montag bei Auseinandersetzungen zwischen den Anwohnern und den Migranten in Sfax erstochen worden war. Der Vorfall hatte für Empörung gesorgt. Die Bewohner erklärten daraufhin, sie hätten genug von der Anwesenheit von Migranten in der Stadt.



Sfax gilt als einer der Starthäfen für Migranten aus vielen afrikanischen Ländern, die von dort in Booten nach Europa aufbrechen. Die zweitgrößte Stadt Tunesiens liegt rund 130 Kilometer von der italienischen Insel Lampedusa entfernt.



In Tunesien war es zuletzt zu einem Anstieg rassistisch motivierter Angriffe gekommen, nachdem Präsident Kais Saied im Februar "Horden" illegaler Migranten einer "kriminellen Verschwörung" beschuldigt hatte. (AFP)