Kirchen: Keine systematische Diskriminierung christlicher Flüchtlinge

Die beiden großen Kirchen haben keine Erkenntnisse über gezielte Repressalien gegenüber Christen in deutschen Flüchtlingsheimen. «Eine flächendeckende und systematische Diskriminierung von Christen und anderen religiösen Minderheiten in Asylbewerberunterkünften ist nicht festzustellen», erklärten der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Dienstag (12.6.2016).

Sie gründen ihr Urteil auf Befragungen bei katholischen Diözesen und evangelischen Landeskirchen sowie kirchlichen Organisationen, die mit der Unterbringung von Flüchtlingen befasst sind.

Der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm und der Münchner Kardinal Marx mahnen zu einer differenzierten Sicht. Vielerorts gelinge das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen. «Allerdings trifft man in Asylbewerberunterkünften auf ein den Umständen geschuldetes erhöhtes Konflikt- und Gewaltpotenzial, das sich im Einzelfall auch mit religiösen Aversionen vermischen kann», warnen sie. Konflikte würden gefördert, wenn Asylbewerber für längere Zeit ohne Möglichkeit zu einer Beschäftigung in einer aufenthaltsrechtlich unsicheren Situation auf engem Raum miteinander untergebracht sind.

Die obersten Kirchenrepräsentanten erläutern, dass auch Berichte vorlägen, wonach Christen und andere religiöse Minderheiten aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit Opfer von Ablehnung, Einschüchterung, Benachteiligung oder sogar Gewalt würden. Niemand könne jedoch genaue Zahlen nennen, auch nicht die staatliche Seite.

Nach derzeitigem Erkenntnisstand seien solche Vorfälle vergleichsweise selten. Sie dürften jedoch nicht bagatellisiert werden. «Jeder Fall ist ein Fall zu viel», erklärten Bedford-Strohm und Marx. (epd)