UN-Organisation: Lebensmittelversorgung im arabischen Raum gefährdet

Berlin/Kairo/Istanbul. Hilfsorganisationen haben vor gravierenden Folgen des Ukraine-Krieges für die Lebensmittelversorgung gewarnt - insbesondere in Ländern der arabischen Welt und Westasien. «Schon jetzt sind 276 Millionen Menschen in 81 Ländern von akutem Hunger betroffen. Die Welt kann sich einfach keinen weiteren Konflikt leisten», sagte der Direktor des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) in Deutschland, Martin Frick. Mehr als die Hälfte der Nahrungsmittel, die das WFP in Krisenregionen verteilt, stammt demnach aus der Ukraine. «Putins Krieg überzieht nicht nur die Ukraine mit unermesslichem Leid. Die Auswirkungen werden weit über die Grenzen der Region zu spüren sein».



Ägypten - mit mehr als 100 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichstes Land der arabischen Welt - bezieht Weizenimporte zu großen Teilen aus Russland und der Ukraine. Gleiches gilt für Tunesien. In beiden Ländern sind vor allem arme Menschen auf Brot dringend angewiesen.



Das Nahrungsmittel wird subventioniert und ist deshalb bislang für fast alle erschwinglich. Experten in Tunesien warnen aber bereits vor heftigen Preissteigerungen infolge des Krieges. Künftig wolle das Land auf andere Importquellen setzen. So soll das Getreide etwa aus Argentinien oder Rumänien kommen. Ob die Lieferungen den großen Bedarf der Bevölkerung decken können, ist unklar. Andere Staaten in Westasien stehen vor ähnlichen Problemen.



Die Türkei ist in mehreren Bereichen abhängig von Moskau. 2020 stammten rund 65 Prozent der Weizenimporte aus Russland. Eine Verschlechterung der Beziehungen könnte die Einfuhren verteuern. Dabei ist die Türkei ohnehin schon von einer Währungskrise und einer hohen Inflation gebeutelt, vielerorts gab es bereits in den vergangenen Wochen Proteste wegen Preiserhöhungen für Lebensmittel. Sollten nun etwa erneut die Brotpreise steigen, könnte das auch den Ärger gegen die Regierung des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan steigern, der die Nähe zu Russland gesucht hat. (dpa)