Westen Afghanistans erneut von schwerem Erdbeben erschüttert

Kabul. Eine Woche nach einer Erdbebenserie mit mindestens 1000 Todesopfern im Westen Afghanistans ist die Region erneut von einem schweren Erdstoß erschüttert worden. Nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen kamen mindestens zwei Menschen ums Leben, mehr als 150 weitere wurden verletzt. Laut der US-Erdbebenwarte USGS ereignete sich das Beben der Stärke 6,3 am Sonntagmorgen rund 33 Kilometer von der Stadt Herat in der gleichnamigen Provinz entfernt. Es folgten mehrere Nachbeben.



Bereits vor einer Woche hatten mehrere schwere Beben die Region um Herat erschüttert, dabei kamen nach jüngsten Angaben der Taliban-Regierung mehr als 1000 Menschen ums Leben. Ganze Dörfer liegen in Trümmern, tausende Bewohner wurden obdachlos. In der Provinzhauptstadt Herat hatten die ersten Bewohner nach einer Reihe von Nachbeben gerade erst begonnen, in ihre Häuser zurückzukehren, als sich das jüngste Beben ereignete.



"Die Lage ist sehr ernst", sagte Yahya Kalilah von Ärzte ohne Grenzen. "Die Leute sind in Panik und traumatisiert." Niemand wage es nun noch, in geschlossenen Räumen zu schlafen. In ländlichen Teilen Afghanistans sind die meisten Häuser aus Lehm und Holzpfählen errichtet und haben Erdstößen wenig entgegenzusetzen. Häufig leben mehrere Generationen unter einem Dach, so dass es beim Einsturz eines Hauses zahlreiche Opfer gibt.

Nach Angaben der Taliban-Behörden wurden nach dem Beben mehr als 500 Häftlinge aus Gefängnissen in den Provinzen Herat und Badghis freigelassen, weil ihre Zellen einzustürzen drohten. Die Gefängnisverwaltung versicherte, bei den Freigelassenen handele es sich um Häftlinge, die den größten Teil ihrer Strafe bereits abgesessen hätten und Zeichen der Besserung zeigten.



Im Westen und im Zentrum Afghanistans ereignen sich häufig Erdbeben, in der Region stoßen zwei tektonische Platten aufeinander. (AFP)