Welthungerhilfe plädiert für pragmatischen Umgang mit den Taliban

Berlin. Zwei Jahre nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan plädiert die Welthungerhilfe für einen pragmatischen Umgang mit den Islamisten. "Für die notleidende Bevölkerung kann nur zusammen mit den Taliban etwas erreicht werden, nicht gegen sie", sagte die Asien-Regionaldirektorin Elke Gottschalk dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Montagsausgaben).



"Für uns ist auf jeden Fall klar, dass humanitäre Hilfe nicht politisiert werden darf", sagte sie. Es sei in den vergangenen zwei Jahren immer wieder versucht worden, im Zusammenhang mit der internationalen Unterstützung Druck auf die Taliban auszuüben, ihre menschenverachtende Politik zu beenden.



"Doch davon haben die sich nun überhaupt nicht beeindrucken lassen", sagte Gottschalk. Insofern müsse im Interesse der Afghaninnen und Afghanen eine pragmatische Haltung eingenommen werden. "Der Westen muss mit den Taliban stärker ins Gespräch kommen", sagte sie. Es gehe nicht darum, sie anzuerkennen. "Aber ob wir wollen oder nicht: Wir müssen mit ihnen zusammenarbeiten."



Dringend nötig sei eine Vertretung Deutschlands vor Ort. "Keine Botschaft, aber die deutsche Regierung muss sich ein eigenes Bild von der Lage in Afghanistan machen", sagte Gottschalk. Dann wäre es leichter, Kontakte zu knüpfen, um einen Gesprächskanal zu den Machthabern zu etablieren.



Im Sommer 2021 waren die internationalen Truppen nach fast 20 Jahren aus Afghanistan abgezogen. Nach einem raschen Vormarsch im ganzen Land übernahmen die Taliban am 15. August wieder die Herrschaft im Land und riefen ein "Islamisches Emirat" aus. Seither wurden zahlreiche Freiheitsrechte beschnitten und insbesondere Mädchen und Frauen unterdrückt. (AFP)