UN-Studie: Armut größte Terrorgefahr in Afrika, nicht Religion

New York/Pretoria. Dem UN-Entwicklungsprogramm UNDP zufolge ist Armut das führende Motiv für Menschen in Afrika, sich einer Extremistengruppe anzuschließen. Dies gehe aus einem neuen Bericht hervor, für den 2.200 Rekruten von extremistischen Milizen interviewt wurden, teilte die UN-Agentur am Dienstag in New York mit. Sie ruft Afrikas Regierungen zu Reformen auf.

Laut UNDP gab ein Viertel der Betroffenen aus West- und Ostafrika an, in der bewaffneten Gruppe eine Arbeitsmöglichkeit zu sehen; 40 Prozent hätten dringend eine Lebensgrundlage gebraucht. Somit fielen wirtschaftliche Motive laut dem Bericht "Journey to Extremism in Africa" fast doppelt so schwer ins Gewicht wie noch bei einer Vergleichsstudie vor sechs Jahren. Religion sei bloß für 17 Prozent der Befragten ein Grund gewesen, sich den Terroristen anzuschließen. Zudem hätten viele nach eigenen Angaben nur "begrenztes Wissen über religiöse Texte".

Laut UNDP-Leiter Achim Steiner ist Subsahara-Afrika inzwischen das "neue Weltzentrum des gewaltsamen Extremismus". 2021 seien von hier 48 Prozent aller globalen Terrorgefahren ausgegangen. Der deutsch-brasilianische UN-Diplomat kritisiert Reaktionen durch Sicherheitskräfte als "oft wenig effektiv" und Präventionsmaßnahmen als unzureichend. Er fordert daher: "Der Sozialvertrag zwischen Staaten und Bürgern muss neu belebt werden, um die Wurzeln von gewaltsamen Extremismus zu bekämpfen." (KNA)