Türkische Opposition macht Kilicdaroglu zu Erdogan-Herausforderer

* Opposition einigt sich nach Streit

* Prokurdische HDP deutet Unterstützung an

* Wahl ist für den 14. Mai geplant

Ankara. In der Türkei hat das Oppositionsbündnis den CHP-Chef Kemal Kilicdaroglu zum Herausforderer des langjährigen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan bei der Wahl im Mai erklärt. Bei einem Treffen hätten sich die sechs Oppositionsparteien darauf verständigt, mit dem 74-Jährigen ins Rennen zu ziehen, teilte ein Parteisprecher am Montagabend mit. Erdogan, seit zwei Jahrzehnten an der Macht, tritt bei der Wahl am 14. Mai erneut an. Er hat unter anderem angesichts hoher Lebenshaltungskosten und Kritik an der Regierungsarbeit im Zusammenhang mit dem verheerenden Beben von Anfang Februar mit fast 46.000 Toten mit sinkenden Zustimmungswerten zu kämpfen.

Erdogan steht mit seiner islamisch-konservativen AKP bei den Wahlen womöglich vor der größten Herausforderung in seinen zwei Jahrzehnten an der Spitze der Türkei. Umfragen deuten auf ein enges Rennen hin. Der 68-Jährige, dem Kritiker zunehmend autoritäre Züge vorwerfen, ist seit 2014 Präsident. Davor war er elf Jahre lang Ministerpräsident des Landes. 2017 setzte er eine Verfassungsreform durch, durch die die Rechte des Präsidenten ausgeweitet wurden. Die Opposition hat in Aussicht gestellt, nach der Wahl zur Demokratie zurückzukehren, wenn sie diese gewinnen sollte. Die CHP ist die größte Oppositionspartei in der Türkei.

Kilicdaroglu fungiert seit 2010 als Vorsitzender der sozialdemokratischen-kemalistischen CHP. Die Allianz aus sechs Parteien hatte sich lange Zeit nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten verständigen können. In den vergangenen Tagen hatte sich sogar ein Zusammenbruch des Oppositionsbündnisses abgezeichnet.

Die prokurdische HDP, die drittgrößte Partei im Parlament, signalisierte eine mögliche Unterstützung für Kilicdaroglu nach "klaren und offenen" Gesprächen. "Unsere klare Erwartung ist ein Wandel zur Demokratie. Wenn wir uns auf fundamentale Prinzipien verständigen können, könnten wir ihn bei den Präsidentschaftswahlen unterstützen", sagte HDP-Co-Chef Mithat Sancar. (Reuters)