Syrien: Weiter keine Hilfen aus Regierungsgebieten für Nordwesten

Damaskus. Für die Opfer der Erdbeben im Nordwesten Syriens ist auch mehr als eine Woche nach der Katastrophe keine Hilfe aus Gebieten der Regierung von Präsident Baschar al-Assad eingetroffen.



«Keine humanitären Konvois konnten von Regierungsgebieten in den Nordwesten fahren», schrieb Syrien-Experte Haid Haid in einem Beitrag für die britische Denkfabrik Chatham House. Die Regierung ermutige örtliche Gemeinden auch nicht, sich gegenseitig zu helfen. So gelte weiter eine Obergrenze von umgerechnet etwa 280 Euro täglich für Überweisungen im Land. Regierungsvertreter hätten örtliche Würdenträger davor gewarnt, Geld in den Nordwesten zu schicken.



Syrien ist nach Jahren des Bürgerkriegs zersplittert in Gebiete unter verschiedener Kontrolle, was humanitäre Hilfe nach den Beben deutlich erschwert. In den Nordwesten, der von Rebellen kontrolliert wird, kommt grenzüberschreitende Hilfe («cross-border») aus der Türkei.



Hilfen aus Regierungsgebieten dorthin über Grenzen der Konfliktparteien innerhalb des Landes («cross-line») blieben bisher aus. Ein geplanter Hilfskonvoi aus Regierungsgebieten für den Nordwesten wurde zuvor von der Miliz HTS gestoppt.



Die Assad-Regierung erhielt zusätzlich zu den UN-Hilfen direkte Unterstützung aus rund 20 Ländern, wie die Staatsagentur Sana berichtete, darunter von arabischen Verbündeten und aus Asien. In Regierungsgebieten landeten demnach bisher mehr als 110 Flugzeuge mit Hilfsgütern. Viele Länder sehen von einer direkten Zusammenarbeit mit der Assad-Regierung ab, weil immer wieder dokumentiert wurde, wie diese humanitäre Hilfsgüter im Bürgerkrieg als Machtmittel gegen ihre Gegner missbraucht wurden.



«Wir benötigen umfassenden Zugang von beiden Seiten», erklärte Michael Ryan, Direktor für Notfallprogramme bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO), mit Bezug auf Lieferungen über internationale sowie inländische Grenzen Syriens.



Assad hatte zuvor zwei weitere Grenzübergänge zur Türkei freigegeben zur Verbesserung der humanitären Hilfe in den Katastrophengebieten. Bab al-Salam und Al-Ra'ee sollten für drei Monate geöffnet bleiben. Bislang war nur die Öffnung des Übergangs Bab al-Hawa von Damaskus

autorisiert worden.
Die Grenzübergänge liegen in Gebieten unter Kontrolle von Rebellen. (dpa)