Saudi-Arabien startet Friedensinitiative für die Ukraine

Kiew. Nach mehreren vergeblichen Vermittlungsbemühungen anderer Länder will nun Saudi-Arabien eine neue Friedensinitiative für die Ukraine starten: Der Golfstaat lädt für das kommende Wochenende zu einer Friedenskonferenz in Dschidda ein. Wie die Nachrichtenagentur AFP am Samstag aus Diplomatenkreisen erfuhr, sind zu dem Treffen neben der Ukraine und westlichen Ländern auch Entwicklungs- und Schwellenländer wie Brasilien eingeladen - Russland jedoch nicht. Unterdessen meldeten beide Kriegsparteien teils heftige Angriffe der jeweils anderen Seite.



Obwohl es nach Angaben von Diplomaten noch keine vollständige Teilnehmerliste für die Konferenz in Dschidda gibt, werden in Saudi-Arabien unter anderem Länder wie Großbritannien und Japan erwartet. Über die Pläne für die nun geplante Konferenz in Dschidda hatte zuerst das "Wall Street Journal" berichtet.



Saudi-Arabien bemüht sich schon seit längerem um eine Vermittlerrolle im Ukraine-Krieg. Im Mai hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Rande eines Gipfeltreffens der Arabischen Liga in Dschidda unter anderem Kronprinz Mohammed bin Salman getroffen. Im vergangenen September hatte Saudi-Arabien überraschend zu einem Gefangenenaustausch zwischen Russland und der Ukraine beigetragen.



Saudi-Arabien hat einerseits die Resolutionen des UN-Sicherheitsrats gebilligt, die den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sowie die von Russland erklärte Annexion besetzter ukrainischer Gebiete verurteilten. Andererseits stimmt sich die saudi-arabische Regierung in der Energiepolitik weiterhin eng mit Russland ab - unter anderem mit einer im vergangenen Oktober beschlossenen Drosselung der Erdöl-Fördermengen.



Derweil meldeten die beiden Kriegsparteien am Wochenende teils starke Angriffe der Gegenseite. Bei einem russischen Raketenangriff auf die Stadt Saporischschja im Süden der Ukraine wurden nach ukrainischen Angaben am Samstag zwei Menschen getötet. Eine weitere Frau sei verletzt worden. Die Druckwelle der Rakete habe die Fenster von Hochhäusern zerstört und das Gebäude einer Bildungseinrichtung und einen Supermarkt beschädigt.



Auch im Nordosten der Ukraine berichteten die Behörden von einem russischen Angriff. Bei einem Raketenangriff auf die Stadt Sumy am Samstagabend wurde nach Angaben der Polizei mindestens ein Zivilist getötet. Fünf Menschen seien verletzt worden.



In Russland meldete das Verteidigungsministerium am Sonntag unterdessen einen Angriff von drei ukrainischen Drohnen auf die Hauptstadt Moskau. Eine der Drohnen sei am Stadtrand abgeschossen, zwei weitere seien "durch elektronische Kampfführung ausgeschaltet" worden und in einen Bürokomplex eingeschlagen. Das Verteidigungsministerium sprach von einem "versuchten Terrorangriff". Es habe keine Verletzten gegeben.



Der internationale Hauptstadtflughafen Wnukowo wurde der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge am frühen Sonntag kurzzeitig geschlossen, sämtliche Flüge seien auf andere Flughäfen umgeleitet worden. Kurz darauf sei der normale Flugbetrieb auf dem Flughafen im Großraum Moskau wieder aufgenommen worden.



Moskau liegt rund 500 Kilometer von der Grenze Russlands zur Ukraine entfernt. Das Stadtgebiet und das Umland der Hauptstadt waren seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs zunächst nur selten ins Visier geraten. Zuletzt aber gab es mehrere Drohnenangriffe auf Moskau, für die russische Behörden die Ukraine verantwortlich machten.



Das russische Verteidigungsministerium meldete am Sonntag zudem einen ukrainischen Angriff mit 25 Drohnen auf die von Russland annektierte Halbinsel Krim. 16 Drohnen seien durch die "Luftabwehr zerstört", die restlichen neun durch "elektronische Kampfführung neutralisiert" worden, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Es habe keine Opfer gegeben.



Die 2014 von Russland völkerrechtswidrig annektierte Krim ist in den vergangenen Wochen wiederholt Ziel von Angriffen geworden. Kiew hatte mehrfach erklärt, die Rückeroberung der Halbinsel anzustreben. (AFP)