Iranische Anwältin Sotoudeh erhält "Heldinnen-Award“

Die iranische Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotoudeh
Die iranische Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotoudeh (Foto: Virgil Films & Entertainment/Courtesy Everett Collection)

Der erstmals verliehene «Heldinnen-Award» der Alice-Schwarzer-Stiftung geht an eine Frau, die derzeit im Gefängnis sitzt und um ihr Leben kämpft. Bei der Preisverleihung geißelte Alice Schwarzer die Zwangsverschleierung im Iran.

Berlin. Die iranische Rechtsanwältin Nasrin Sotoudeh ist am Montag im Berliner Roten Rathaus in Abwesenheit mit dem «HeldinnenAward» der Alice-Schwarzer-Stiftung ausgezeichnet worden. Die 60-jährige Frauenrechtlerin erhielt den mit 10.000 Euro dotierten Preis für ihr jahrzehntelanges Engagement zur Verteidigung von Frauen- und Menschenrechten im Iran, wie die Stiftung mitteilte.

Nasrin Sotoudeh, die sich den Angaben zufolge aktuell im Iran wieder im Gefängnis befindet, sei seit 20 Jahren einer der Motoren des Aufstandes der Frauen in dem Land. «Sie verteidigte zahllose Frauen und Menschenrechtler vor Gericht, so manchen rettete sie das Leben», hieß es. Preisgeld sowie eine Skulptur der japanischen Künstlerin Leiko Ikemura wurden einer im Exil lebenden Mitstreiterin Sotoudehs übergeben.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) erklärte in einem Grußwort, Sotoudeh sei eine Heldin, die sich für die Rechte der Frauen engagiere. Der Mut der Frauen im Iran, die unter anderem gegen die Verschleierungspflicht kämpften, verdiene Unterstützung und
Solidarität.

Die Publizistin und Herausgeberin des Magazins «Emma», Alice Schwarzer, nannte die Preisträgerin eine «ungewöhnlich mutige Kämpferin». Aktuell werde sie gerade in das Evin-Gefängnis in Teheran verlegt: «In diesen Stunden ringt sie um ihre Menschenwürde und um
ihr Leben.»

Sotoudeh war den Angaben zufolge am 29. Oktober auf der Beerdigung der 16-jährigen Armita Garavand in Teheran festgenommen worden.

Garavand war nach dem Vorgehen der Sittenpolizei gegen die Unverschleierte in der U-Bahn aus dem Koma nicht mehr erwacht. Sotoudeh war bei ihrer eigenen Verhaftung auch unverschleiert. Im Gefängnis habe sie einen Herzinfarkt erlitten. Aktuell schwebe sie in
Lebensgefahr, hieß es.

Schwarzer nannte die Verschleierung der Frauen «eine wahre Obsession der Islamisten». Es gehe dabei um die vollständige Beherrschung und Auslöschung der Frauen, sagte die 80-Jährige: «Der Frauenhass und der Judenhass ist Teil ihrer DNA.»
 
«Während sich die Frauen in den westlichen Demokratien entblößen sollen, müssen die Frauen in den islamistischen Autokratien und Diktaturen sich verhüllen», unterstrich die «Emma»-Herausgeberin. Die Zwangsverschleierung sei «der totale Sieg des Patriarchats über die
Frauen».

Dabei warnte Schwarzer vor einer Unterwanderung «muslimischer Parallelgesellschaften im Westen» und des Bildungssystems durch Islamisten. Bis heute säßen «in fast allen islamischen Organisationen in Deutschland Muslimbrüder und ihre Anhänger an entscheidenden
Stellen», kritisierte Schwarzer.

Laut Stiftung wurde Sotoudeh bereits 2019 für ihr Engagement als Anwältin zu 38 Jahren Haft und 145 Peitschenhieben verurteilt. 2022 sei sie wegen einer schweren Erkrankung auf Zeit entlassen worden. (epd)