Gericht in Pakistan kippt Rechte Transsexueller - "Unislamisch"

Islamabad. In Pakistan hat ein Schariagericht die fortschrittliche Gesetzgebung für Transmenschen gekippt. Das geltende Gesetz sei nicht vereinbar mit dem Islam, hieß es laut pakistanischen Medien in dem am Freitag gefällten Urteil des Bundes-Schariagerichts. Damit hätten die Richter einer Klage des konservativen Senators Mushtaq Ahmad Khan von der islamistischen Partei Jamaat-e-Islami stattgegeben.

Im Mai 2018 hatte die Nationalversammlung des mehrheitlich islamischen Pakistan mit dem Segen islamischer Kleriker ein Gleichstellungsgesetz für Transsexuelle verabschiedet. Ihnen wurde die freie Entscheidung eingeräumt, ob sie sich in ihre offiziellen Papiere als männlich, weiblich oder als sogenanntes drittes Geschlecht eintragen lassen. Ferner wurden Transsexuellen bürgerliche Grundrechte sowie Schutz vor Diskriminierung garantiert.

Die pakistanische Transgenderaktivistin Nayyab Ali kündigte Berufung gegen das Urteil an. Auf Twitter kritisierte sie das Urteil als "völlige Verweigerung der Rechte der Transgender-Gemeinschaft" im Namen des Islam. Nayyab Ali wurde 2020 mit dem "Deutsch-Französischen Preis für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit" ausgezeichnet.

Grundlage des Gesetzes war eine Entscheidung des Obersten Gerichts aus dem Jahr 2012. Transgender hätten die gleichen Rechte wie alle Bürger, hieß es in dem Urteil. Zudem wiesen die Richter den Gesetzgeber an, in die Ausweispapiere die Kategorie "drittes Geschlecht" einzuführen. Bei der Volkszählung im März 2023 wurden erstmalig auch Transsexuelle erfasst. Im Januar hatte Sindh als erste pakistanische Provinz eine Quote für Transgender-Menschen in Lokalregierungen eingeführt. Nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen leben mehr als 10.000 Transsexuelle in Pakistan.

Trotz des gesetzlichen Schutzes werden Transsexuelle in Pakistan oft Opfer von Gewalt. Nach Informationen der "Internationalen Juristenkommission" wurden 2021 mindestens 20 Transpersonen ermordet. Nayyab Ali selbst wurde Opfer eines Säureattentats. (KNA)