Erdogan bittet für späte Rettungseinsätze nach Beben in Türkei um Entschuldigung

Istanbul. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sich wegen verspäteter Rettungseinsätze nach der Erdbebenkatastrophe vom 6. Februar entschuldigt. Bei einem Besuch in der stark von dem Erdstoß getroffenen Provinz Adiyaman sagte Erdogan am Montag: "Wegen der verheerenden Auswirkungen der Beben und des schlechten Wetters konnten wir in Adiyaman in den ersten Tagen nicht so arbeiten wie wir wollten. Dafür bitte ich um Entschuldigung."



Bei dem Erdbeben vom 6. Februar kamen allein in der Türkei mehr als 44.000 Menschen ums Leben, tausende weitere starben im benachbarten Syrien. In der im Südosten der Türkei gelegenen Provinz Adiyaman übten Überlebende heftige Kritik an mangelnden Rettungsbemühungen. "Ich habe bis um 14.00 Uhr am zweiten Tag des Erdbebens niemanden gesehen", sagte Mehmet Yildirim am 10. Februar Reportern der Nachrichtenagentur AFP in Adiyaman. "Keine Regierung, kein Staat, keine Polizei, keine Soldaten. Schämt Euch! Ihr habt uns allein gelassen."



Kurz nach dem Erdstoß hatte Erdogan bereits "Defizite" im Krisenmanagement der Regierung eingeräumt. Er strebt bei den nächsten Wahlen eine weitere Amtszeit als Präsident an. Im Jahr 2018 hatte der Staatschef in der Provinz Adiyaman noch mühelos gegen seine säkulare Konkurrenz gesiegt.



Im Süden des Landes nahm derweil der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu seinen ägyptischen Kollegen Sameh Schukri in Empfang. "Wir schlagen neue Seiten in unseren Beziehungen zu Ägypten auf", sagte Cavusoglu vor Reportern in der Hafenstadt Mersin. Er begrüßte den Besuch des ägyptischen Ministers als "extrem wichtig und bedeutungsvoll".



"Unser Besuch ist eine Botschaft der Freundschaft und Solidarität", sagte Schukri. "Wir, die ägyptische Regierung und das ägyptische Volk, glauben von ganzem Herzen daran, dass die Türkei dies so schnell wie möglich überwinden wird. Es ist eine große Katastrophe." Ägypten werde weiterhin sein Bestes tun, um zu helfen, fügte er hinzu.



Ankara hatte die Beziehungen zu Kairo fast vollständig abgebrochen, nachdem 2013 der islamistische Präsident Mohammed Mursi vom ägyptischen Militär unter Führung von Abdel Fattah al-Sisi gestürzt worden war. Vor kurzem hatten sich die Beziehungen zwischen den beiden Ländern aber wieder verbessert.



Schukri war am Montag zunächst nach Syrien gereist, das seit Beginn des Bürgerkriegs 2011 international weitgehend isoliert ist. Auch viele arabische Länder hatten seitdem die Beziehungen zu Damaskus abgebrochen. Das verheerende Erdbeben Anfang Februar jedoch führte zu einer Wiederannäherung. (AFP)