Beratungsstelle "Radikalisierung" registriert 5.000 Anfragen

Berlin. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) hat in den vergangenen zehn Jahren in seiner Beratungsstelle "Radikalisierung" rund 5.000 Anfragen bearbeitet. Mitarbeitende nahmen demnach Anrufe von Menschen entgegen, die eine islamistische Radikalisierung einer Person in ihrem Umfeld befürchteten, teilten das Bundesamt und das Bundesinnenministerium am Montag in Berlin mit.



Bei der Erstanlaufstelle können nach eigenen Angaben Menschen Rat suchen, deren Bekannte oder Familienangehörige mutmaßlich in die islamistische Szene abgerutscht sind. Speziell ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hotline vermitteln demnach auch Fälle an Beratungsstellen in den Bundesländern oder an lokale Selbsthilfegruppen. Durch sich stetig wandelnden Unterstützungsbedarf ist das Beratungsnetzwerk nach eigenen Angaben kontinuierlich gewachsenen und hat neue Präventionsangebote geschaffen.



Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte dazu, die Bundesregierung nehme die Gefahr des islamistischen Terrorismus sehr ernst und bekämpfe sie entschlossen. Dazu gehöre es auch, radikalisierte Menschen, die sich ändern wollten, zurück auf den Weg "in unsere offene, demokratische Gesellschaft zu bringen".



Bamf-Präsident Hans-Eckhard Sommer betonte, das System aus bundesweiter Erstanlaufstelle im Bundesamt und weitergehender Betreuung vor Ort habe sich bewährt. Behördliche und zivilgesellschaftliche Expertinnen und Experten leisteten in der Beratung von Angehörigen und dem Umfeld islamistisch radikalisierter Personen einen elementaren Beitrag zum Ausstieg aus dem Extremismus.



Nach Angaben des Bundesamts wurden 1.200 Fälle nach diesen Erstgesprächen an das bundesweite, vom Bundesamt koordinierte Netzwerk staatlicher und zivilgesellschaftlicher Beratungsstellen zur weiteren Betreuung vor Ort übergeben. Bei Bedarf finde eine weitergehende, individuelle Unterstützung in der Nähe des Wohnorts der ratsuchenden Person statt. Die Beratungsstelle "Radikalisierung" arbeite mittlerweile mit 16 Beratungsstellen sowie weiteren Deradikalisierungs- und Ausstiegsprogrammen mehrerer Bundesländer eng zusammen. Das Programm werde wissenschaftlich begleitet. (KNA)