Hilfe für Kinder und Mütter

Für viele Menschen in Ägypten sind Behinderungen heute noch ein Makel. Mit der Unterstützung von Unicef kümmert sich die Integrated Care Society in einem Vorort Kairos um behinderte Kinder. Janine Albrecht hat sich das Förderzentrum angeschaut.

Für viele Menschen in Ägypten sind Behinderungen heute noch ein Makel. Aber auch finanzielle Gründe führen dazu, dass nur wenige Kinder eine spezielle Förderung bekommen. Mehr als eine Million Kinder in Ägypten sind behindert, gerade mal fünf Prozent besuchen spezielle Schulen. Mit der Unterstützung von Unicef kümmert sich die Integrated Care Society um behinderte Kinder. Janine Albrecht hat sich das Förderzentrum in einem Vorort von Kairo angeschaut.

Spielend lernen, Foto: Unicef
Spielend lernen

​​Der Vorort Ain Helwan. Sandfarbene Hochhäuser, schlecht ausgebaute Straßen und Wege, Müll am Straßenrand. 3.000 Familien leben auf engem Raum - vor allem arme Menschen. Als sie hier vor mehr als zehn Jahren angesiedelt wurden, gab es in Ain Helwan nichts: Kein Geschäft, keinen Arzt, keine Verkehrsanbindung ins Zentrum. Von Versorgung behinderter Kinder ganz zu schweigen.

Die Mitarbeiter der Integrated Care Society sind damals von Haus zu Haus gelaufen und haben sich den Gesundheitszustand der Kinder angeschaut.

"Am Anfang fanden wir einige behinderte Kinder, die das Haus nicht verlassen durften. Sie wurden versteckt und von anderen Kindern ferngehalten", erinnert sich Salah el Din Mahmoud an die Anfänge seiner Arbeit. Er ist Teamleader der Integrated Care Society.

Heute werden in dem von Unicef unterstützten Förderzentrum etwa 120 Kinder betreut. Einmal pro Woche werden mit ihnen einfache Übungen gemacht, die die Eltern dann auch zu Hause durchführen können. Spracherzieher, Kinderärzte, Neurologen und Sozialarbeiter kümmern sich um die kleinen Patienten.

Hilfe auch für die Mütter

In einem nicht einmal wohnzimmergroßen Raum stehen Kinderstühle an der Wand, und um zwei dementsprechend niedrige Tische weitere kleine Stühle. An einem Tisch sitzt Fawzia Ibrahim. Sie möchte ihren Sohn anmelden.

Dazu arbeitet eine Mitarbeiterin zunächst mit ihr einen Fragenkatalog ab. Welche Probleme hat das Kind? Gab es ähnliche Krankheiten in der Familie? Wie verlief die Schwangerschaft und Geburt?

Der neun Jahre alte Hasam kann nicht sprechen, ist im körperlichen Wachstum zurückgeblieben. Für die Mutter ist diese Anlaufstelle mehr als nur Hilfe für ihren Sohn:

"Natürlich ist es gut, mit anderen Müttern zusammen zu sein", sagt sie, "sie geben einem gute Tipps, wie man mit seinem Kind umgehen und worauf man achten sollte."

So geht es den meisten Frauen, die mit ihren Kindern ins Zentrum kommen. Die Integrated Care Society will ein besseres Verständnis für den Umgang mit Behinderten schaffen, berichtet Salah Hedin Mahmoud:

"Die Kinder sollen in der Gemeinschaft leben, sollen normale Schulen besuchen, sollen mit normalen Kindern spielen. Wir versuchen, durch unser Programm das Verhalten in der Gesellschaft zu ändern. Wir erklären die Gründe für die Behinderungen. Und sagen auch, dass jeder behindert werden kann, zum Beispiel durch einen Unfall."

Mangelnde Gesundheitsvorsorge und Unterernährung

Auch verschleppte Infektionen sind oft die Ursache für die Behinderungen. Vor allem chronisch unterernährte Kinder leiden in der Folge unter Behinderungen. In Ägypten ist das jedes fünfte Kind unter fünf Jahren.

Komplikationen während der Schwangerschaft oder Geburt sind ebenso ein Problem. Denn viele Frauen besuchen keinen Arzt, weil ihnen schlicht das Geld dafür fehlt. Hier versucht die Integrated Care Society, bereits im Vorfeld zu helfen.

Dr. Fatin Kamel Mahmoud ist Ärztin und arbeitet im medizinischen Zentrum der Integrated Care Society. Sie berät die Mütter während der Schwangerschaft, welche Untersuchungen nötig sind und welche Medikamente sie nehmen dürfen.

"Und während der Schwangerschaft sagen wir ihnen, dass sie zur Entbindung ins Krankenhaus gehen sollen, zu einem Arzt, einer gelernten Schwester und nicht zu irgendeinem Pfuscher", so die Ärztin.

Gemeinsam zur Schule

Auch nach der Geburt werden die Mütter und ihre Babys weiter versorgt. Hier bekommen die Kinder die nötigen Impfungen, die Entwicklung der Babys wird weiter beobachtet. Wenn es nötig ist, werden die Kinder an Fachärzte überwiesen und natürlich durch das Förderzentrum weiter unterstützt. Pro Monat kostet die Eltern diese Hilfe fünf ägyptische Pfund, das sind etwa 70 Cent.

In Ain Helwan ist das Projekt bei allen Anwohnern bekannt. Behinderte Kinder gehören hier mittlerweile zur Gesellschaft. Sie spielen mit anderen auf der Straße und besuchen gemeinsam normale Schulen.

Janine Albrecht

© DEUTSCHE WELLE/DW-WORLD.DE 2004

Lesen Sie auch über das Projekt auf der Website von Unicef