Transfer von Migranten von «Alan Kurdi» auf Quarantäneschiff

Seit Tagen harrten die Migranten auf einem deutschen Rettungsschiff vor Italien aus. Nun kommen sie auf ein anderes Schiff in die Quarantäne. Menschenrechtler fordern: Die Corona-Krise darf kein Grund sein, Bootsflüchtlinge sterben zu lassen.

Die rund 145 Migranten auf dem deutschen Rettungsschiff «Alan Kurdi» sollen diesen Freitag auf einem italienischen Schiff in Quarantäne kommen. Vor Sizilien sollten sie in der Corona-Krise vom Roten Kreuz versorgt werden, teilte das Verkehrsministerium am Donnerstag in Rom mit. Was mit ihnen nach der zweiwöchigen Isolation geschieht, ist unklar.

Zuvor hatte sich die Lage auf dem Schiff nach Angaben der Hilfsorganisation Sea-Eye zunehmend zugespitzt. Migranten und Crew harren seit etwa zehn Tagen auf dem Schiff aus. Ein Mann habe versucht, sich das Leben zu nehmen, teilte die Organisation mit. Ein weiterer habe sich selbst verletzt. Die italienische Küstenwache habe deshalb drei von insgesamt 149 Geflüchteten in Sicherheit gebracht. Das Schiff liegt vor Palermo.

Auch die Crew müsse wahrscheinlich 14 Tage in Quarantäne, sagte Sea-Eye-Sprecher Gorden Isler der dpa. Man sei sehr erleichtert über den Transfer. «Italien hat gezeigt, dass es trotz der beispiellosen, gesundheitlichen Herausforderungen handlungsfähig bleibt.» Es sei nun wichtig, dass wieder ein Verteilmechanismus für die Migranten gefunden werde.

Italien und Malta hatten erklärt, dass sie keine Migranten in der Corona-Pandemie an Land lassen könnten, weil diese nicht gesundheitlich versorgt werden könnten. Die Menschen legen meist im Bürgerkriegsland Libyen ab, wo ihnen in Lagern schwere Misshandlungen drohen. Vor der italienischen Insel Lampedusa wartet auch das spanische Rettungsschiff «Aita Mari» mit etwa drei Dutzend Migranten auf einen sicheren Hafen.

Die Menschenrechtskommissarin des Europarats betonte, dass trotz der Coronavirus-Krise die Seenotrettung von Migranten fortgesetzt werden müsse. Überlebende müssten in einem sicheren Hafen von Bord gebracht werden, erklärte Dunja Mijatovic. Sie forderte die Mitgliedstaaten des Europarates auf, unverzüglich auf Notrufe auf See zu reagieren. «Die Covid-19-Krise kann keine Rechtfertigung dafür sein, Menschen wissentlich ertrinken zu lassen», so Mijatovic. (dpa)