Retter mit neuem Schiff imMittelmeer - «Ocean Viking» zieht ab

Mittlerweile muss jedes private Rettungsschiff im Mittelmeer nach der Rettung von Migranten mit zehrenden Hängepartien rechnen. Das hält die Helfer nicht ab. Während die einen an Land zurückkehren, fahren die anderen wieder los.

Der deutsche Kapitän der Hilfsorganisation Mission Lifeline, Claus-Peter Reisch, ist überraschend mit einem neuen Schiff ins zentrale Mittelmeer vor Libyen zurückgekehrt. Er sei «hier im Mittelmeer, um zu beobachten, wie sich die europäischen Regierungen zum Thema Migration, Flüchtlinge auf dem Wasser und natürlich auch in Seenot verhalten», sagte Reisch am Samstag an Bord der «Eleonore» in einer Video-Botschaft auf Twitter. Reisch hatte Bekanntheit erlangt, weil er sich nach einem Rettungseinsatz auf Malta vor Gericht verantworten musste.

In der Inselrepublik im Mittelmeer ging unterdessen die Hängepartie für 365 Migranten zu Ende, die zuvor von dem Schiff «Ocean Viking» gerettet worden waren. Die Mission der «Eleonore» habe nicht zum Ziel, Migranten zu retten - als Kapitän sei Reisch dazu aber im Ernstfall verpflichtet, erklärte der Sprecher der Dresdner Hilfsorganisation Mission Lifeline, Axel Steier.

Der Kapitän aus dem bayerischen Landsberg am Lech hatte im Juni 2018 im Mittelmeer mehr als 230 Migranten an Bord der «Lifeline» genommen. Danach wurde das Schiff, das unter niederländischer Flagge fuhr, tagelang auf hoher See blockiert. Im Mai wurde Reisch auf Malta wegen fehlerhafter Registrierung des Schiffs zu einer Geldstrafe verurteilt. Die «Lifeline» liegt dort noch immer an der Kette. Gegen das Urteil war Reisch in Berufung gegangen.

Die «Eleonore» ist ein Sportboot, das unter deutscher Flagge fährt. Kurzfristig könne es um die 100 Menschen aufnehmen, sei aber nicht für lange Transportwege geeignet, sagte Steier. Seit Samstag befindet sich das Boot in der Such- und Rettungszone vor der libyschen Küste, wo Hilfsorganisationen immer wieder Migranten von seeuntauglichen Booten retten und nach Europa bringen.

Die «Ocean Viking» der Hilfsorganisationen Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditerranée hatte dort vor rund zwei Wochen insgesamt 356 Menschen gerettet. Im Anschluss harrte es tagelang in internationalen Gewässern zwischen Malta und Italien aus und wartete auf die Erlaubnis, einen Hafen ansteuern zu können.

Malta erklärte sich am Freitag bereit, die Menschen zunächst aufzunehmen. Anschließend sollen die Geflüchteten auf andere europäische Länder verteilt werden. Neben Deutschland und Frankreich wollen Portugal, Rumänien, Luxemburg und Irland Migranten aufnehmen. Die maltesischen Streitkräfte brachten die Menschen am späten Freitagabend an Land. Es sei ein «emotionaler Abschied» für die Helfer an Bord gewesen, erklärte SOS Méditerranée auf Twitter.

Die «Ocean Viking» fuhr am Sonntag südlich von Italien in Richtung westliches Mittelmeer und wird zunächst einen Hafen ansteuern, um aufzutanken, Güter zu laden und die Crew zu wechseln. In wenigen Tagen soll auch die «Alan Kurdi», das Schiff der Deutschen Hilfsorganisation Sea-Eye, wieder in See stechen. Der Einsatz im Mittelmeer werde gemeinsam mit der spanischen NGO Proem-Aid gefahren, erklärte Sea-Eye am Sonntag. (dpa)