Projekt „Islamische Gemeinden als kommunale Akteure“: Junge Muslime engagieren sich für Flüchtlinge

Junge Muslime in Essen haben unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zu einer gemeinsamen Kochaktion eingeladen. Sie organisierten am 4. Mai einen Abend des Kennenlernens und der Begegnung mit den neuen Nachbarn. Die Veranstaltung ist Teil des Projekts „Islamische Gemeinden als kommunale Akteure“, mit dem das Goethe-Institut in Zusammenarbeit mit der Robert-Bosch-Stiftung muslimische Jugendarbeit in Essen unterstützt.

Die Jugendorganisation der Essener Moscheegemeinden hatte zu einem Drei-Gänge-Menü mit einer Mischung aus westlichen und arabischen Speisen eingeladen. Die Speisen wurden gemeinsam in den Räumen der Evangelischen Jugend- und Familienhilfe vorbereitet und gekocht. Die Evangelische Jugend- und Familienhilfe betreut die Minderjährigen im Auftrag des Essener Jugendamts.

„Wir wollen uns dauerhaft für Flüchtlinge engagieren und einen Beitrag leisten, damit sie sich hier zuhause fühlen“, sagte Ekrem Caner Yigit. „ Als junge Menschen können wir besonders gut Brücken zu den fast gleichaltrigen Flüchtlingen bauen“. Der 24-jährige Student engagiert sich schon seit Längerem für eine islamische Jugendarbeit in Essen.  Für ihn ist es klar, dass Muslime in der Flüchtlingskrise in besonderer Weise gefordert sind, zur Integration der Neuzuwanderer beizutragen.

Beim gemeinsamen Kochen war der Kontakt schnell hergestellt. Die minderjährigen Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Irak, Mali und Gambia machten begeistert mit.  Ali Abdelwahab, 17, aus Syrien freute sich über einen gelungenen Abend und die Aussicht auf neue Freunde. Er ist im August vergangenen Jahres nach Deutschland gekommen und spricht schon etwas Deutsch. Insgesamt gibt es rund 500 minderjährige Flüchtlinge in Essen, die ohne ihre Eltern nach Deutschland gekommen sind. Sie leben in betreuten Wohngemeinschaften über die Stadt verstreut. 

Ali und die anderen Flüchtlinge können in Zukunft in ihrer Freizeit mehr unternehmen. Denn die jungen Muslime haben für sie Spenden in den Essener Moscheegemeinden  gesammelt.  Mit den Geldspenden wurden bereits Fahrradhelme und ein Outdoorspiel gekauft.

„Wir wollten ein Signal setzen“, sagte die Medizinstudentin Iman Fathi, 24. Sie hat die Kochaktion mit organisiert. „Weil wir selbst Muslime sind und einen Migrationshintergrund mitbringen, können wir besonders gut Brücken zu jenen bauen, die aus fremden Kulturen nach Deutschland gekommen sind.“

Die junge Generation der Muslime ist in Deutschland geboren und ganz selbstverständlich hier groß geworden. Sie haben eine gute Schulbildung und setzen sich in den Moscheegemeinden und in der Kommune für das Gemeinwohl ein. Mit ihrem Engagement wollen sie in die Mehrheitsgesellschaft hineinwirken und von dieser auch wahrgenommen werden.

In vielen Moscheegemeinden fehlen noch attraktive Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene. Das will die aktive muslimische Jugend in Essen ändern. Im Rahmen des Projekts „Islamische Gemeinden als kommunale Akteure“ von Goethe-Institut und Robert-Bosch-Stiftung gibt es für sie zahlreiche Angebote zur Fortbildung. Diese sollen ihnen helfen, eine professionelle Jugendarbeit aufzubauen und sich besser mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren in der Kommune zu vernetzen. Über ein Jahr lang waren sie zusammengekommen, um ihre Themen zu identifizieren und in Workshops zu vertiefen. „Junge Muslime wollen sich in die Mehrheitsgesellschaft einbringen. Wir unterstützten sie darin, für ihr Engagement das nötige Know-how zu erwerben und die erforderlichen Strukturen aufzubauen“, sagt Sebastian Johna, Projektleiter des Goethe-Instituts. Der Impuls für das Engagement komme aber von den jungen Muslimen selbst. Dank ihres Einsatzes sind junge Geflüchtete heute schon mehr in Essen angekommen.