Experte Ceylan: Land soll Imam-Seminar finanzieren

Der Osnabrücker Islamexperte Rauf Ceylan schlägt vor, ein vom Land finanziertes Imam-Seminar in Niedersachsen als Modellprojekt für die Imamausbildung in Deutschland einzurichten. Dort sollen analog zu den christlichen Prediger- oder Priesterseminaren studierte islamische Theologen auf ihre praktische Tätigkeit in den Moscheegemeinden vorbereitet werden, erläuterte Ceylan am Dienstag in Hannover während eines Workshops der Deutschen Islamkonferenz. Träger des Seminars sollte ein eigens zu gründender Verein sein, «der vom Land eine Anschubfinanzierung für zunächst fünf Jahre erhält». Diese müsste nötigenfalls noch um weitere fünf Jahre verlängert werden, bis die Muslime den Verein mit eigenen Mitteln tragen könnten.

Auch die Bezahlung der so ausgebildeten Imame in den Moscheegemeinden sollte über den Verein realisiert werden, betonte Ceylan. Der stellvertretende Direktor des Instituts für Islamische Theologie der Universität Osnabrück stellte in Hannover seine Expertise «Imamausbildung in Deutschland» vor, die er für die Frankfurter Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft verfasst hat. Er hatte dafür mit Vertretern der muslimischen Verbände in Niedersachsen - Schura, Ditib und Muslime in Niedersachsen – des Liberal-Islamischen Bundes gesprochen. Auch Studierende des Instituts für Islamische Theologie Osnabrück wurden befragt.

Theologen, Politiker und Islamverbände sehen seit langem die Notwendigkeit, ähnlich wie in der christlichen Theologie für die Pfarrerinnen und Pfarrer auch für angehende in Deutschland studierte Imame eine zweite, praktische Phase der Ausbildung einzuführen. Die Politik sieht die Initiative bei den Verbänden, die dafür zuständig seien. Diese wiederum sind zu kleinteilig strukturiert und nicht in der Lage, ein Imam-Seminar zu finanzieren.

Das Osnabrücker Institut hat nach den Worten Ceylans bereits Erfahrungen mit der Ausbildung von Imamen, weil es über mehrere Jahre den bundesweit einzigen Weiterbildungsstudiengang für Imame angeboten hat. Der Verein sollte von den muslimischen Verbänden, islamischen Theologinnen und Theologen sowie Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens getragen werden. So könne sichergestellt werden, dass die künftigen Imame entsprechend den Bedürfnissen der Gemeinden ausgebildet werden.

Der Verein sollte das Projekt schrittweise mit ausgewählten Imamen starten, empfahl Ceylan. «Damit hätte die muslimische Community in Niedersachsen insgesamt zehn Jahre Zeit, entsprechende organisatorische Schritte zur Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts zu gehen.» Falls das nicht gelingen sollte, könnte dieser Verein weitergeführt werden und es müssten andere Finanzquellen akquiriert werden. (epd)